Lindsey Stirling im Stadtpark – von Youtube auf die Bühne

Dass große Karrieren heute nicht mehr auf klassischem Wege beginnen, ist nichts Neues. Das Internet wird zur Galerie für Hobbyzeichner, zur Bühne für Amateursänger. Dass es nicht immer nur bei kurzem Kommentaren und „Likes“ bleiben muss, beweist die amerikanische Dance-Geigerin Lindsey Stirling.

Ursprünglich sollte Lindsey Stirlings Konzert im Docks stattfinden, jedoch wurde kurzfristig umgeplant. Glücklicherweise hat auch das Wetter nichts gegen ein „Lindsey-Fest“ im Hamburger Stadtpark. So nennt sie es ehrfürchtig selbst, als sie ihr bisher größtes Publikum auf ihrer aktuellen Tour willkommen heißt.

Vor ihrem Auftritt hat US-Newcomer Eppic versucht, der Masse mit klassischem Rap und Hiphop einzuheizen, was jedoch nur mäßig erfolgreich ist. Scheinbar warten alle nur auf Lindseys melodischen Mix aus klassischer Violine, Pop, Dance und Electronic. Vielleicht ist aber auch die Zielgruppe einfach nicht die richtige für den trotz allem talentierten und bühnensicheren Aufsteiger: Vielfach sind besonders junge Fans mit ihrer Familien gekommen, um ihr Idol spielen zu sehen.

Klassik trifft Charts und Kult

Nachdem die Vorband etwa eine Stunde gespielt hat, kommt Lindsey, begleitet von einem Keyboarder und einem Schlagzeuger, im verspielten, weißen Lolita-Dress auf die Bühne. Sie legt mit einem ihrer meistgeklickten Songs auf Youtube los, einem Medley aus verschiedenen Songs des King of Pop, Michael Jackson.

Viele ihrer Songs sind instrumentale Cover, so etwa das Zelda-Medley mit dem Soundtrack des Konsolen-Klassikers, einer emotionalen Version des Rihanna-Hits „We found Love“ mit Videoaufnahmen ihrer Reise nach Kenia oder dem Soundtrack vom Phantom der Oper. Ihr Fokus liegt bei ihrem Konzert aber mehr auf ihren Eigenkreationen, wie ihrer Interpretation der vier Elemente namens „Elements“ oder dem autobiographischen „Song of the caged Bird“. Ihr Youtubechannel zeigt hingegen zahlreiche Violinenversionen von aktuellen Dance Songs mit aufwendig produzierten, eigenen Videos.

Die mit der Violine tanzt

Eine weitere Besonderheit an Lindseys Performance ist ihr Tanz. Sie überholt das starre Bild der ruhig und anmutig darstehenden Violinistin im Abendkleid vollkommen mit ihrem anmutigen, aus Jazzdance und HipHop entnommenen Moves. Leichtfüßig und strahlend zieht sie etwa eineinhalb Stunden lang die Hamburger Fans in ihren Bann.

Zwischendurch gibt es kleine Anekdoten zu ihren Songs, humorvolle Kostümwechsel und überraschend ruhige Zuhörer. Nur ein oder zwei Gruppen wagten es zu tanzen und sich der eingängigen Melodien hinzugeben, der Rest lauscht lieber wie hypnotisiert und verzaubert.

Autorin: Alexandra Isabell Wanke