Foto von Elimende Inagella auf Unsplash

Legitimationskrise der Hochschulpolitik: Wahlbeteiligung auf Rekordtief

Die akademische Hochschulwahl für die studentischen Vertreter:innen im Senat und Fakultätsräten hat die bisher niedrigste Wahlbeteiligung bei den Studierenden als Ergebnis hervorgebracht. Studierende interessieren sich kaum mehr für die demokratische Mitwirkung in Gremien der Leuphana.

Nur 340 Studierenden gaben ihre Stimme für den akademischen Senat ab, davon waren 332 Wahlzettel gültig. Bei 8565 Wahlberechtigten, war somit die Beteiligung nur 4 % – ein neuer Rekord-Tiefwert.

Bei den Fakultätsräten war die Wahlbeteiligung teilweise noch niedriger, die Ergebnisse der Fakultäten:

  • Bildung 2 %
  • Kulturwissenschaften – keine Wahl – nur ein Kandidat:in und damit automatisch bestimmt
  • Management und Technologie – keine Wahl – nur ein Kandidat:in und damit automatisch bestimmt
  • Nachhaltigkeit – 11 %
  • Staatswissenschaften – 7,2 %

Insgesamt zeigt sich jedoch, dass die Wahlbeteiligung im Vergleich zur Europa-Wahl, Bundestags-Wahl oder Landtagswahlen gering ist. Die Univativ berichtete schon über den Verlauf der Wahlbeteiligung in den letzten Jahren.

Das komplette Wahlergebnis wurde bereits per E-Mail an alle Studierenden verschickt. Sollten noch Ungereimtheiten bestehen, kann die Wahl selbst bin­nen ei­ner Wo­che nach Aus­hang durch schrift­lich begründe­ten Ein­spruch an­ge­foch­ten wer­den. Frist­ab­lauf für den Wahl­ein­spruch ist der 4. Juli 2025.

Kommentar: Höhere Wahlbeteiligung, aber noch nicht optimal. Was getan werden kann.

Wenn sich immer weniger Studierende an den Wahlen beteiligen, sei es mit dem aktiven oder passiven Wahlrecht, bleibt die Frage, ob die Studierendenvertreter von der Gemeinschaft der Studierenden im Senat von den Professor:innen als legitime Vertretung anerkannt werden. Entscheidungen der Universitäts-Gremien werden immer mehr ohne studentische Beteiligung und Stimme getroffen. Die Studierenden interessieren sich nicht mehr für ein ehrenamtliches Engagement in demokratischen Gremien und geben ihre Chance auf Mitwirkung und Mitbestimmung vollständig auf. Auch bei den studentischen Wahlen ist die Wahlbeteiligung und Engagement rückläufig.

Aber was bedingt eine hohe Wahlbeteiligung? Das haben wir gemeinsam mit dem Recherchenetzwerk CORRECTIV (Cum-Ex Files, Wem gehört Lüneburg?) herausgefunden. Das Correctiv startete 2019 mit dem Projekt „Warum wählst du?“. Ausnahmsweise geht es dieses Mal nicht um Steuerbetrüger oder den Lüneburger Immobilienmarkt, sondern um ein Thema, das oftmals weniger präsent ist, als es sein sollte: Demokratie an Hochschulen. Die Univativ war offizielles Partnermedium des Rechercheprojekts.

Nur etwa 15 Prozent der Studierenden beteiligen sich an den Wahlen ihrer Vertretung – und das, obwohl diese über erhebliche finanzielle Mittel verfügt. Immer wieder sorgen Finanzskandale, wie aktuell in Kassel, für Schlagzeilen. Die Auswertung von CORRECTIV zeigt: An manchen Universitäten liegt die Wahlbeteiligung sogar unter 5 Prozent.

Mehr bei der Univativ nachzulesen inkl. der Ergebnisse hier.


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Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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