Zum ersten Mal fand das Elbenwald Festival in Luhmühlen statt. Ziel war das Beste aus der Welt der Musik, mit dem Besten aus der Welt der Fan-Conventions: Ein zentraler Treffpunkt für Film-Fans, Fantasy-Enthusiasten und Gamer. Wir waren dabei und berichten vom Festival und den Kulissen aus Mordor dahinter. Unser Review.
Wenige Tage nach dem A Summer’s Tale Festival fand im selben Eventpark Luhmühlen vom 9.-11. August 2018 das besondere Festival mit Bands, Schauspielern, Workshops, Kino, Lesungen, Autogrammen und Fotos sowie dem Elbenwald Store statt. Die Firma Elbenwald betreibt seit 2000 einen Online-Shop und rund 20 Shops im Bundesgebiet mit dem Verkauf von Fanartikeln unterschiedlicher Welten.
Einzigartig in Deutschland
Für das erste Festival hat man sich die Expertise von den Veranstaltern des Deichbrand Festivals geholt, die eine Beteiligung von FKP Scorpio ist, einem der größten Betreiber von Festivals. In der Ankündigung im Februar 2018 war noch die Rede von rund 15.000 erwarteten Besuchern, was sich jedoch schließlich auf 3.500 Besucher reduzierte. Im bisherigen Markt hat man Neuland betreten, da es diese Kombination von Musik-Festival mit Rock, Pop, Electro, Hip-Hop und Folk mit Fan-Convention bisher nicht gab.
Als Highlights waren Tom Felton (Draco Malfoy) und Evanna Lynch (Luna Lovegood) und Jamie Campbell Bower (Gellert Grindelwald) aus der Harry-Potter-Welt, außerdem Kristian Nairn (Hodor) aus Game of Thrones. Ein Film-Orchester hat Musik aus Harry Potter, Star Wars, Herr der Ringe und anderen Reihen gespielt. Moop Mama, die eine Mischung aus Blaskapelle, Hip-Hop, Soul und Funk darboten. Fiddler’s Green mit Irish Speedfolk und Counterfeit mit Punkrock aus England. Bekannte Autoren wie Wolfgang Hohlbein, Tommy Krappweis und Dr. Mark Benecke gaben Lesungen und Autogramme.
Ein großer Fan-Dome im Zelt bot die Bühne für bis zu 3.000 Fans, die Nebenbühne im Funkelforst bot 2.000 Fans und schließlich die Lesebühne als Hobbitbau für ca. 1.000 Fans auf dem insgesamt ca. 100.000 qm2 großen Gelände. Insbesondere bei der Fragen- und Antwort Stunde zusammen mit Tom Felton, war das Gelände wie leergefegt. Gedränge entstand nur bei den jeweiligen Autogramm- und Foto-Stunden mit den Stars, ansonsten war es überschaubar auf dem weitläufigen Gelände.
Tauche in eine eigene Welt ein
Ungefähr 80 Prozent des Festivals waren für die Harry Potter-Welt ausgerichtet, was man an den Stars als aber auch an den Workshops und den Teilnehmern festmachen kann. Viele der Teilnehmer waren auch noch Fans von anderen Fantasy-Welten, jedoch waren viele in Outfits der Harry Potter Welt verkleidet. Von den zahlreichen Welten, die Elbenwald anbietet, waren diese kaum vertreten und es fehlten entsprechende Deko-Elementen, berichteten einige Besucher.
Etwas verloren wirkte da auch der Optimus Prime Truck von Transformers, der bei seiner europaweiten Tour hier einen Zwischenstopp machte. Das Mittelalter war in einem eigenen Mittelalter-Dorf vertreten und bot das Leben wie damals. Es wurden Schaukämpfe mit dem Schwert angeboten, aber man konnte auch selbst das (Plastik-)Schwert schwingen.
Falls man nicht das passende Equipment dabei hatte, war ein Shop vom Elbenwald vor Ort, der allerlei verkaufte, aber auch die Bücherei Lünebuch mit Büchern oder Jelly Beans mit Harry Potter Süßigkeiten. Ein neues T-Shirt konnte man sich vor Ort mit zahlreichen Schablonen und Farben selber gestalten.
Workshops mit Harry Potter Schwerpunkt
In dem Workshop „Zaubertränke“ konnten die rund 30 Teilnehmer Zaubertränke aus der Harry Potter Welt zusammenmischen aus verschiedenen Zutaten des Chemie-Baukastens. In einem Comic-Workshop mit 50 Personen wurde in Grundlegendes eingeführt. Weitere Workshops wie das Basteln eines Zauberstabs, Pixel Art, Tanzen oder Schauspiel wurden angeboten. Insgesamt waren jedoch bei der Teilnehmermenge von 3.500 Personen die Workshops völlig überlaufen. So berichteten Besucher, dass Sie sich morgens in eine Schlange stellen mussten, die schon ellenlang war, um überhaupt noch Tickets für den Workshop zu bekommen, gingen jedoch am Ende meist leer aus. Für einige Workshops musste Online ein Ticket gebucht werden, waren aber schon schnell ausverkauft. Bei rund 300-400 Plätzen für Workshops pro Tag kein Wunder und der Donnerstag wurde als Anreisetag genutzt.
Vielfache Kapazitätsengpässe
Das Programm musste ein wenig umgestellt werden, weil Evanna Lynch erst am Freitagabend anreisen konnte wegen zuvor abgesagter Flüge aufgrund eines Unwetters. Dies wirbelte ein wenig den Zeitplan durcheinander insbesondere für die Autogramm- und Fototermine. Insbesondere das bei den Fans am meisten erwartete Frage- und Antworten-Spiel an Tom und Evanna fiel entsprechend kürzer aus, aufgrund des Fehlens von Evanna. Widersprüchlich waren die Angaben, ob noch vor Ort entsprechende Karten für Autogramme- oder Fotos erworben werden konnten, berichteten die Besucher. Schließlich war dies nicht möglich. Insgesamt waren doch viele Besucher darüber enttäuscht, dass Sie nicht an diesen Terminen teilnehmen konnten, mangels der fehlenden Tickets und der fehlenden Kapazitäten.
Atmosphäre zwischen den Welten
Die Stimmung war insgesamt ruhig und entspannt, dennoch waren die meisten Besucher für Termine mit Tom Felton und Evanna Lynch angereist. Insbesondere gab es Abends nur zwei Möglichkeiten die Zeit zu vertreiben, im Musik-Zelt oder im Dauer-Kino mit Harry Potter bzw. Herr der Ringe. Dies haben gerade Lea, Laura, Marie, Annika und Alina vermisst, die als Schüler aus Lüneburg auf das Festival kamen. Auch gab es im Elbenwald Shop vor Ort nur zwei Artikel ihrer Lieblingsserie „Doctor Who“, alles sei zu sehr auf Harry Potter ausgelegt. Insgesamt fehlten im Programm die Alternativen, die Besucher machten jedoch das Beste daraus. So traf sich der Fan-Club rund um daglip_lbh, einem bekannten deutschen YouTuber der Harry Potter Welt auf der Wiese, um sich kennenzulernen. Erkennungszeichen: Krawatte um den Kopf gebunden.
Am meisten Spaß gemacht haben, da waren sich die Besucher einig: Das Nerd & Film Quiz, Auftritte von Tom Felton und Evanna Lynch, Coldmirror und das große Film-Orchester. Ronja aus Osnabrück berichtete, dass sie sich hier auf dem Festival als eine der normalsten fühlt, weil so viele gleichgesinnte dabei sind. Obwohl die Harry Potter Filmreihe seit sieben Jahren vorbei ist, ist die Community nicht ausgestorben und hat immer noch Zuläufe.
Nicht alle Teilnehmer haben das Festival genutzt, um sich aus dem Internet nun im Real-Life zu treffen. Dafür sind die Communities zu unterschiedlich. Ein Großteil war aber auch nur angereist um sich entsprechende Autogramme und Fotos zu holen und da war das Programm eher Nebensache. Ein Leitsystem und ein Management der Personen-Schlagen hat gefehlt, zusätzlich gab es unterschiedliche Aussagen der Mitarbeiter, was manchmal sehr chaotisch als organisiert wirkte. Die Mitarbeiter waren aber insgesamt alle freundlich.
Potterheads
Ein eigenes Camp hatte der Verein MMM Larp (Magical Mischief Makers – Live Action Role Playing) auf dem Gelände aufgeschlagen. Das Camp spielte in der Zeit der 70er Jahre, der Lebenszeit von Harry Potters Eltern. Der deutschlandweite Verein organisiert Rollenspiele und mietet sich dabei eine Burg ein ganzes Wochenende lang. Dabei nehmen zweimal im Jahr rund 50 Teilnehmer teil und bleiben das Wochenende in ihrer Rolle des Charakters. Es gibt verschiedene Aufgaben, etwa Rätsel oder Zaubergetränke brauen, alles mit einer vorher festgelegten Story. Die bisher 60 Mitglieder haben gerade durch das Festival einen Zulauf zu verzeichnen.
Team vom Elbenwald
Viele Fans haben sich gefreut, die Mitarbeiter vom Elbenwald einmal persönlich zu treffen. Besonders, weil viele der Mitarbeiter vom Elbenwald selbst Fans sind. So beispielsweise Anne aus Hannover, die sich sehr gefreut hat, die Jungs vom Social Media Team zu treffen. Nach Annes Angaben werden viele Videos für die Kanäle wie YouTube und Instagram produziert.
Große Fans sind dabei
Für einige Teilnehmer war es das erste Festival. Wer keine Ausrüstung hatte, konnte sich auch fertige Zelte mieten. So waren Sarah und Eileen aus Dresden angereist und haben sich in ein zwei Personen-Zelt für 120 Euro eingemietet. Beim Bogenschießen kam auch viel Spaß auf, so Sarah.
Der größte Fan kam vermutlich aus den USA: Vanessa hat zum ersten Mal die Vereinigten Staaten verlassen und ist aus North Carolina über Newark in knapp 24 Stunden bis nach Hamburg gereist. Von Mittwoch bis Sonntag, um ihrem Star Tom Felton zu treffen um ihn ihr selbstgeschneidertes Kleid mit einer Abbildung von Tom Feltons Gitarre und Lyrics zu präsentieren. Immerhin war es von Erfolg gekrönt, Tom Felton kennt ihren Namen fortan und verbrachte minutenlang mit ihr, während andere beim Fotoshooting in Sekundenschnelle durchgeschleust worden sind. Tom teilte auch ihr Tattoo, welches eine Melodie von ihm wiedergibt. Sie dankt dem Team vom Elbenwald, weil sich dieses gut um sie gekümmert und alle Fragen beantwortet hat, immerhin war ihr die Reise knapp 5.000 Dollar wert.
Jasmine und Sandra kamen aus Basel, Schweiz angereist und waren erstaunt, dass die Nachfrage das Angebot bei den Workshops und Autogramm- und Fotostunden übersteigt und sie dadurch selbst leer ausgingen. Gerade hätten sie sich mehr Vernetzung mit den Fans gewünscht. Und in der Schweiz fehle ein Elbenwald Store, obwohl es genügend Käufer in Basel oder Zürich gäbe.
Was kostet der Spaß?
Das Festival-Ticket für die drei Tage kostete 140 Euro inkl. Camping, Tagestickets für Fr/Sa für 70 Euro. Wer ein Foto mit Tom Felton haben wollte, musste noch 60 Euro extra bezahlen, das Autogramm gab es für 40 Euro. Etwas günstiger war Evanna Lynch mit 50/30 Euro. Für 600 Euro konnte das Gefährten-Paket gebucht werden, was alle Fotos und Autogramme enthielten und zusätzlich eine VIP-Lounge, eigene Toiletten, Backstage-Führungen, Geschenkartikel und exklusiven Vortritt vor allen anderen. Insgesamt berichteten gerade die Schüler und Studenten das es doch insgesamt ein teures Festival sei, andere wiederum fanden die Preise angemessen. Getränke und Essen wurden insgesamt von allen als teuer empfunden. Wer unter 16 ist, musste in Begleitung eines Personensorgeberechtigten auf das Gelände. Jugendliche wurden hin und wieder von ihren Eltern begleitet, alternativ gab es auch die Möglichkeit einen Personensorgeberechtigen zu benennen. So kam es dazu, dass auch einige Eltern mit auf dem Festival für den vollen Preis waren. Begeistert waren die Teilnehmer über die Sauberkeit, die Toiletten und Duschen und die gute Infrastruktur. Goldeimer stellte auch wieder Toiletten auf, die waren jedoch kostenpflichtig. Kostenfreie Toiletten waren etwas versteckter und weiter entfernt.
Fazit
Für einen ersten Aufschlag ist das Festival gelungen. Kritisiert wurden vor allem die geringen Plätze in Workshops, die schnell ausverkauften Plätze für Autogramme- und Fotos und die zu starke Ausrichtung auf die Harry Potter Welt. Gerne hätten sich viele Gäste noch mehr Dekoration und andere Fanwelten gewünscht und ein alternatives Abendprogramm zu den Konzerten. Wenn der Veranstalter sich das Feedback einholt und auf die Kritik eingeht, kann es im nächsten Jahr nur besser werden, insbesondere gibt es genug Fläche auf dem Gelände für mehr Attraktionen und mehr Fans. Ein gezieltes Angebot für Eltern, die ihre Kinder begleiteten, gab es nicht. Die meisten der Besucher, mit denen wir sprachen, würden auch im nächsten Jahr wiederkommen, freuen sich aber auf Veränderungen hinsichtlich Organisation und Angebot. Das Preis-/Leistungsverhältnis wurde unterschiedlich empfunden, für die die an Workshops und Autogramm-/Fotostunden super, die aufgrund der mangelnden Kapazitäten nichts machen konnten, eher schlecht.
Mehr zum Elbenwald Festival auf der Webseite oder den sozialen Kanälen.
Der Veranstalter hat uns den Zugang zum Festival kostenfrei ermöglicht.
Fotos: Christopher Bohlens