Tritonus holt das erfolgreiche Treppenhausorchester nach Lüneburg Ausgelassene Stimmung, Musik und eine Menge Spaß. Das ist keine Beschreibung der letzten Studentenparty, sondern das Ergebnis eines klassischen Konzertes im Café Ventuno. Klassisches Konzert? Klassische Musik ja, aber ganz so klassisch laufen die Konzerte des „Orchesters im Treppenhaus“ nicht ab.
Das Orchester im Treppenhaus, geleitet von Dirigent Thomas Posth, ist ein junges und innovatives Orchester aus Hannover, das keine Lust hat, ständig nur vor einem Publikum zu spielen, das im Durchschnitt das 60. Lebensjahr schon weit überschritten hat und zu später Stunde im Konzertsaal regelmäßig einnickt. „Langweilig“ ist das, wie Thomas Posth selber sagt. Aber wie schafft man es, junge Leute ins Publikum so bekommen, wo klassische Musik doch etwas für das Bildungsbürgertum und auch einfach uncool ist? Indem man den Staub abkratzt, die Konzertsaalatmosphäre der Stille und Konzentration abschafft und damit zeigt, dass klassische Musik atmosphärisch, gut und unterhaltsam ist.
Angefangen haben die MusikerInnen in der Cumberlandschen Galerie im Schauspielhaus Hannover; einem Treppenhaus. Hier sitzen sich Publikum und Orchester gegenseitig sozusagen auf dem Schoß und zwischendrin wuseln Schauspieler zwischen Theke, den Cafétischen, an denen das Publikum sitzt, und dem Dirigenten, der mittendrin steht, hin und her. Andächtig der Musik lauschen ist hier nicht drin. Hier herrscht buntes Treiben und je nach Programm lacht oder weint das Publikum mit. Zum Beispiel „Verbotene Liebe“, „Tatort“ und „Dirty Dancing“ hießen die bisherigen Programme, die jeweils vor ausverkauften „Rängen“ (denn Ränge gibt es bei diesen Konzerten nicht) gespielt wurden.
Mit „Blair Witch Project“ hat das Orchester im Oktober 2008 nun den Versuch gewagt, die Grenzen Hannovers zu verlassen und andere Spielorte zu erobern. Neben Göttingen war auch Lüneburg das neue Ziel. Die studentische Initiative Tritonus e.V. hat das Orchester an die Uni geholt und damit das Veranstaltungskonzept „Klassik C L U B“ ins Ventuno einziehen lassen. Laut Spielplan wollte das Orchester eigentlich nur Prokofievs „Peter und der Wolf“ aufführen. Doch während der Vorführung kam es zu merkwürdigen Geräuschen, unheimliche Geschichten über den Aufführungsort wurden laut und schließlich tauchten auch noch sieben Kinderleichen auf. Fast schon klamaukig, aber eben nur fast, immer mitreißend und natürlich spannend war diese Aufführung an Halloween 2008. Wie immer konnten die BesucherInnen ihre Getränke auch während des Konzerts genießen und nach der Vorstellung in gemütlicher Atmosphäre mit den MusikerInnen und SchauspielerInnen noch ein Gläschen Wein trinken.
Weil dem Orchester Lüneburg und den Lüneburgern das Orchester so gut gefallen hat, findet der „Klassik C L U B“ am 23. Januar 2009 noch einmal statt! Mit welchem Programm? Das weiß wahrscheinlich noch nicht einmal das Orchester, denn die Kreativität ist dem Regisseur Marco Storman, der Dramaturgin Miriam Reimers, dem Musikdramaturgen Rüdiger Jantzen und dem musikalischen Leiter Thomas Posth noch lange nicht ausgegangen. Ständig entstehen neue Ideen und daraus neue Programme für klassische Musik in Clubatmosphäre.
Doch wie stellt man ein solches Projekt auf die Beine?
Veranstalter der beiden Konzerte in Lüneburg ist der Tritonus e.V. Die Mitglieder dieser studentischen Initiative üben sich im Kulturmanagement, indem sie neben Großprojekten regelmäßig zwei Veranstaltungen ihrer Reihe „ARTig?“ pro Semester durchführen. Die Aufgaben dabei sind die künstlerische Gestaltung, die Vorbereitung, d.h. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Redaktion und Layout von Plakaten und Flyern, Einwerbung von Geld- und Sachspenden, Finanzierung und natürlich die Durchführung der Veranstaltungen selbst. Ganz groß geschrieben wird bei Tritonus die Vermittlung von Kultur, deshalb auch das Motto „Kultur erleben“. Und deshalb auch die Begeisterung für das Orchester im Treppenhaus, das auf die Ziele und Vorstellungen des Vereins geradezu zugeschnitten zu sein scheint.
All diese Aufgaben lassen sich aber nur mit vielen fleißigen Händen bewerkstelligen. Tritonus sucht dringend neue Mitglieder, damit die kulturelle Landschaft auf dem Campus so vielfältig bleiben kann. Wenn ihr Interesse an Kulturmanagement habt oder z.B. als Lehrämtler an Kulturvermittlung oder als BWLer an den Finanzen interessiert seid oder schon immer mal Lust hattet eine Homepage zu verwalten, dann kommt zu Tritonus! Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und neue Mitglieder sind jederzeit herzlich willkommen!
Susanne Uhlen
(Die Autorin ist Mitglied im Tritonus e.V.)