Der zweiwöchentliche Poetry Slam-Text zu Gedanken und Problemen, die viele von uns im Alltag beschäftigen.
Disclaimer: In diesem Text geht es um Freundschaft und darum, wie sie zerbrechen kann. Die erwähnten Personen und Ereignisse sind rein fiktiv.
Auf irgendeine Art und Weise, ganz still und ganz leise, haben wir aufgehört zu schreiben. Es war niemandes Schuld, ganz ohne Tumult, oder irgendeinen Streit. Und jetzt sind schon einige Wochen vergangen, ich würd‘ gern sagen: Es tut mir leid, aber eigentlich gibt es doch nichts zu verzeihn.
Und ich weiß noch genau wie unsere Stimmen klangen, während des Gelächters auf den Schulfluren, oder in der Pause beim Rauchen, immer zusammen, die anderen mit Blicken voller Neid, auf uns zwei, so unzertrennlich wie Bonnie & Clyde. Wir waren nur zwei Figuren, im Bann der Zeit.
Denn einige Jahre später, hohe und tiefe Phasen erlebt, der Boden ist mehrmals erbebt, läuft unsere Freundschaft ihre letzten Meter. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass der Kontakt so langsam abbricht, und wir uns wohl nichts mehr zu sagen haben, obwohl wir doch Komplizen sind, aller unserer Narben.
Vielleicht liegt es daran, dass du und ich nun so verschieden sind, die eine mittendrin im Leben und die andere, ist irgendwo stehen geblieben. Vielleicht hat das Band der Freundschaft nicht gereicht, erinnerst du dich noch ans Runterrennen vom Deich, damals an der Nordsee, und alle die Lieder, die wir sangen, und wir beide so schrecklich schräg klangen, es tat so in den Ohren weh. So gern erinnere ich mich zurück, und mit etwas Glück, tust du das auch gern, du warst mal nah, und jetzt so fern.
Ich hätt‘ gern gefragt, wie es dir geht, oder warum du nachts noch unterwegs warst, so spät. Aber ich tue es nicht, weil ich in dem einen Moment vergesse, übers Telefon zu fragen, wie ist die Aussicht auf deinen Garten. Ist es noch das gleiche Licht, morgens um 5, wir vollkommen erpicht, darauf endlich Schlaf zu finden, wieder zuhause von einem der Anlässe, jetzt leider nicht.
Jetzt bin ich weggezogen, hab‘ neue Erlebnisse in petto, während du immer noch dieselbe Kreuzung siehst, denselben Netto, immer noch beim Spazieren den gleichen Bogen machst. Vielleicht greif‘ ich demnächst mal zum Telefon, oder schreib‘ dir eine Nachricht. Und doch frag‘ ich mich manchmal: Wie ist es aus deiner Sicht?
Siehst du mich noch immer so wie früher, hast du denn noch immer das Gefühl, dass alles so wie damals ist, obwohl die Zeit so rennt, ob du das alles manchmal vermisst, obwohl man doch die Antwort kennt. Sind wir uns beide mittlerweile zu fremd?
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