Geschichten vom Sommer – Philipp Poisel & Band live beim Stadtpark Open Air

3..2..1…was braucht es, um eine durchnässte Meute im ausverkauften Stadtpark zu begeistern? Genau 3 Gitarren, 2 phänomenale Zugaben und einen Mann, dessen Stimme alle verzaubert – Philipp Poisel.

Mit seiner „Sommerkonzerte 2013“-Tour machte der Singer-Songwriter am Samstag halt in Hamburg und begeisterte durch gefühlvollen Deutsch-Pop.

Die Supporter der Alin Coen Band haben gerade die letzten Regenwolken fortgesungen, da betritt Poisel pünktlich, unter hysterischem Gekreisch, die Bühne. Er greift zur E-Gitarre und versetzt die Menge aus rot-lila Regenponchos in rhythmische Bewegung. „Philipp ich will ein Kind von dir!“, ruft eine ekstatisch angeheiterte Gruppe Mütter. Überhaupt ist der Frauenanteil aller Altersgruppen überdurchschnittlich hoch. Nur wenige Herren haben sich mitnehmen lassen und blicken etwas mürrisch zwischen ihren Dortmund-/Bayern-Schals hervor.

Poisel und Band sind ganz in schwarz gehüllt, sie überlassen den großen Auftritt lieber ihrer Musik. Jeder Song erzählt seine eigene Geschichte und malt Bilder von schwülen Sommertagen „Im Garten von Gettis“ und unbeschwerten Reisen „Bis nach Toulouse“ in den Nachthimmel. Eine warme, spezielle Stimme ist es, die da zu uns herüber weht. Häufig wird Poisel mit Entdecker Herbert Grönemeyer verglichen, wohl auch, weil seine Art zu singen kaum einer anderen entspricht.

Laue Nächte in Grünanlagen mit guten Freunden, das transportiert das fantasievolle Bühnenbild. Mit goldglänzenden Figuren und glühenden Laternen schafft es eine ganz besondere Wohlfühlatmosphäre. Die wird auch dringend benötigt, immerhin ist es wirklich „eiskalt“, wie der 29-jährige Poisel betont. Doch trotzdem wird uns warm ums Herz, wenn er sich kurz darauf ans Klavier begibt und zu „Wie soll ein Mensch das ertragen?“ lyrisch leidet.

Völlig im poiselschen Klangwunderland verschwunden finden wir es gar nicht seltsam, als plötzlich ein Bär mit bunten Luftballons auf der Bühne tanzt und überdimensionale Lampions am Himmel schweben. Es ist das kleine bisschen Festivalfeeling vor dem Sommer. Unwillens den Erzeuger dieser magischen Welt ziehen zu lassen, kreischen die Mädchen wild, die Muttis brüllen lauthals zu „Ich will nur“ im Chor. Nach zwei ausgiebigen Zugaben und über zwei Stunden hochemotionalem Konzerterlebnis verabschiedet sich Poisel schließlich formvollendet, unter zahlreichen Verbeugungen, von der Bühne.

Wer das alles auch gern einmal live erleben möchte, hat am 4. September die Chance. Dann kehrt Philipp Poisel mit seiner Band, wegen großer Nachfrage, in den Stadtpark zurück. Wünschen wir ihm, dass auch die Sonne ihn diesmal begleitet.

Ann-Christin Busch