Am Vorabend des G20 Gipfel in Hamburg fand das Global Citizen Festival (https://www.globalcitizen.org/de/ ) statt, ein Schaulaufen der großen Stars und Politiker. Beim Festival gab es Auftritte von Herbert Grönemeyer, Coldplay mit Shakira als Special Guest, Pharrell Williams, Ellie Goulding, Lena Meyer-Landrut und Andreas Bourani, außerdem haben Norwegens Premierministerin Erna Solberg, der kanadische Premierminister Justin Trudeau und Argentiniens Präsident Mauricio Macri auf der Bühne gesprochen.
Mehr als 11.000 Global Citizens, Spitzenpolitiker aus aller Welt, Nonprofit-Organisationen und sozial engagierte Künstler*innen waren in der Barclaycard Arena Hamburg zusammengekommen, um die Teilnehmer des G20-Gipfels an ihre Verantwortung gegenüber den ärmsten der Armen zu erinnern. Dabei verzichteten die Stars auf die Gagen. Namenhafte Sponsoren wie Johnson & Johnson, Live Nation, HP, YouTube und The Bill & Melinda Gates Foundation ermöglichten den Abend.
Starke Show gleich zu Beginn, unter allen großen Namen, die da waren, legte als erstes Coldplay auf. Etwas ungewöhnlich gleich zu Beginn mit dem Headliner reinzugehen, aber sie haben gleich die Arena in Hamburg in Stimmung versetzt, dazu gehörten auch die Armbänder, die im Sound der Musik mitleuchteten. Hash-Tag des Abends war #tuwas (https://twitter.com/search?q=tuwas&src=typd)
Für 9.000 Besucher war die Teilnahme kostenlos. Die Karten wurden vorab im Internet verlost, hierzu musste jeder selber in sozialen Medien wie Facebook und Twitter aktiv werden, aber auch direkt eine Nachricht an die Politiker schreiben So genau wusste es aber keiner mehr, wie ich im Gespräch mit Besuchern erkannte, die Sache sei jedoch in fünf Minuten erledigt gewesen. Hierbei sollte man auf die Institution Global Citizen (https://www.globalcitizen.org/de/) aufmerksam machen. In den letzten sechs Jahren ist Global Citizen zu einer der größten Bewegungen mit engagierten Aktivist*innen herangewachsen. Die Gemeinschaft arbeitet daran, die Entscheidungsträger dieser Welt zu beeinflussen, um bis 2030 einen Kurswechsel zu erreichen und sie dazu zu bringen, signifikante Mittel zur Verfügung zu stellen, die extreme Armut und damit zusammenhängende Herausforderungen beenden sollen.
Weitere Karten wurden als VIP-Pakete ab 200 Euro verkauft. Vor Ort wurden noch zahlreiche Karten verlost, jedoch gingen viele leer aus. Allgemein gab es ab 16:30 Uhr dem Einlassbeginn ein wenig Chaos wegen umfangreichen Sicherheitskontrollen und der fehlenden Trennung zwischen Personen mit und ohne Ticket. Wer hartnäckig blieb, konnte an den Kassen noch für 150 Euro nach Beginn der Show ein Ticket kaufen.
Inhalte und Musik
Der Ablauf des Abends war minutiös geplant, durch den Abend führte Babara Schöneberger mit weiteren Co-Moderatoren. Olaf Scholz, erster Bürgermeister der Stadt, begrüßte die Anwesenden und bekam vereinzelte Buh-Ruhe vom sitzenden Publikum entgegen, aber mit der Ankündigung von Coldplay waren diese schnell verstummt, keiner saß mehr auf dem Stuhl und es folgte die Show von Coldplay geprägt von Farben, Glitzer und Lametta. Die Konfetti-Kanonen knallten bis sie rauchten. Coldplay legte mit Chris Martin die Hits für die Weltverbesserer auf: „Paradise“, „Fix you“, „Something just like this“ und „Adventure of a Lifetime“. So freut sich auch Chris Martin, nicht in einem leeren Saal spielen zu müssen, sondern erkennt, dass alle Personen die heute Abend dabei sind, etwas für diese Welt getan haben. Formel: Kein Engagement = Kein Ticket (Ausnahme: Viel Geld auf dem Ticketschalter).
Es folgten der Wechsel von Musik, Moderation, Reden, Video-Einspielungen, Politiker und die Vermittlung eines Wir-Gefühls, die Welt zu verändern.
Abseits vom Protokoll des noch zu beginnenden G20 Gipfels passten sich die Politiker wie der damalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bewusst in die lockere Szene eines Festivals in der Zielgruppe 20-30 Jahren an. So entfernte Gabriel seine Krawatte, um sich der Szenerie anzupassen und zu erklären, dass er auch damals auf Festivals keine Krawatte trug.
Doch der richtige Popstar unter den Politikern folgte erst später. Justin Trudeau, Premierminister von Kanada wurde wie ein großer Popstar empfangen, der junge synaptische Politiker, der auch für jeden kleinen Scherz zu haben war. Die Damen neben mir kreischten und erklärten mir, warum er der beste Szene-Politiker gerade sei und dass er die Generation der jungen Besucher am besten vertreten könne.
Ein Name der am Abend so gut es geht vermieden worden ist, ist der Name Donald Trump, denn es klatscht wenig Applaus bei dem Namen sondern die Buh-Ruhe erklingen. Da klingen die Namen der Stars besser und diese eben auch immer wieder Statements, warum der Kampf wegen Wasserknappheit, Ebola, Diskriminierung, Impfen usw. wichtig sei. An einer großen globalen Uhr auf der Bühne werden die Themen um die es geht wie auch Bildung und Armut visuell verdeutlicht.
Die unterschiedlichsten Menschen kommen auf die Bühne, Einzelkämpfer für ein Projekt, Organisationen und Gruppen, die gemeinsam ein Ziel für eine bessere und gerechtere Welt verfolgen. Dabei erzählen sie von ihrem Projekt, ihren Erfolgen und auch ihren Misserfolgen. Es zeigt auf, dass ein Kampf für etwas lang und an einem zehrend sein kann.
Für den Abend überrascht der Chef der Weltbank, Jim Yong Kim, der locker auf die Bühne kommt und in einem sehr guten Deutsch gleich die ersten Punkte der Sympathie sammelt.
Die Show für alle
Wer eine gute Show bieten kann und die Massen begeistert, ist Pharrell Williams, er begeistert die Massen mit Hits wie „Happy“ und „Get Lucky“. Am Ende holte er noch rund fünfzig Besucher mit auf die Bühne und performte einen Song.
Am Ende waren die Besucher begeistert, gerade für diejenigen, die für Lau dabei sein konnten. Ein bisschen Engagement für die Welt und gratis ein Konzert mit Weltstars. Inhaltliches Programm was Global Citizen ist und warum ein Engagement gut ist, hat man mitgenommen. Ein ganzes Stadium voller Weltverbesserer, da fühlt man sich wohl.
Am Ende war jedoch die Nachhaltigkeit für den Planeten in Hamburg etwas kurzgedacht, so gab es keine Pfandbecher in der Arena, sondern Einweg-Becher. Das Lametta bzw. Konfetti ist vermutlich auch nicht umweltfreundlich und biologisch abbaubar. Dahinwegen war die Seifenblasen-Maschine klimaneutral im Einsatz. Die leuchtenden Armbänder von Coldplay waren nur zu deren Performance im Einsatz, danach bleiben sie dunkel.
Die Polizeipräsenz vor der Arena war schwer zu übersehen, es blieb jedoch im gesamten Umfeld friedlich und keine Demonstranten waren zu sehen. In der Hamburger Innenstadt spielten sich jedoch andere Szenen ab.
Der Kampf für eine bessere Welt fand in der Arena und darüber hinaus statt.
Wer es sich gerne das Konzert komplett bei YouTube anschauen möchte hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=PdGSBeZPoRo
Die wichtigsten Fakten zum Konzert:
- Die Staats- und Regierungschefs von Kanada, Argentinien und Norwegen rufen ihre G20-Partner dazu auf, ihre Verpflichtungen gegenüber den ärmsten der Armen massiv hochzuschrauben
- Weltpolitiker und Unternehmen gehen konkrete Verpflichtungen in Höhe von über 700 Millionen US Dollar ein, die über 113 Millionen Menschen erreichen sollen, als Antwort auf über 750,000 durchgeführte Kampagnenaktionen von Global Citizens, nichtsdestotrotz müssen die G20-Länder noch deutlich mehr tun, um die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) zu erreichen
- Staats- und Regierungschefs, Influencer, NGOs und hochkarätige Aktivisten fordern die Gleichstellung von Mädchen und Frauen, weltweite Gesundheitsförderung und weltweiten Zugang zu Bildung, sowie zu Trinkwasser und Sanitäranlagen
- Der Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen und der CEO von Save the Children sprechen das Versagen der G20-Länder an, dass seit langem bekannte Problem von Hunger und mangelndem Zugang zu Nahrungsmitteln nicht rechtzeitig adressiert zu haben – und das inmitten einer eskalierenden Hungersnot
- In einer Videobotschaft haben Repräsentanten der vier größten politischen Parteien Deutschlands ihre Unterstützung zur Aufrechterhaltung der Gelder für die offizielle deutsche Entwicklungshilfe zugesagt – insgesamt 0.7% des Bruttonationaleinkommens
- Als Antwort auf die Aktionen von Global Citizens hat der argentinische Präsident, Mauricio Macri, – der Gastgeber des nächsten G20-Gipfels – zugesichert, dass Bildung im Fokus seines G20 stehen wird und versprochen, mit Global Citizen auch zukünftig zusammenzuarbeiten, um so weitere Bildungsinitiativen zu unterstützen
- Auftritte von Herbert Grönemeyer, Coldplay mit Shakira als Special Guest, Pharrell Williams, Ellie Goulding, Andreas Bourani, Lena Meyer-Landrut und Khatia Buniatishvili
- Special Guest Co-Moderatoren sind unter anderem Barbara Schöneberger, der internationale Popstar Demi Lovato, die deutschen Schauspieler Elyas M’Barek und Florian David Fitz, Tänzerin Nikeata Thompson und die beiden Moderatorinnen Hadnet Tesfai und Wana Limar
Autor: Christopher Bohlens