Foodsharing: dieses Gemüse ist zu gut für die Tonne - (c) anonym

Zu gut für die Tonne

Der Blick in die Mülltonne kann manchmal wirklich erschreckend sein: Oft landen Berge an Lebensmitteln im Müll – Abfall, der meistens vermieden werden kann. Die Initiative Foodsharing, die 2012 gegründet wurde, engagiert sich für die Rettung und Verteilung genau dieser Lebensmittel und sensibilisiert die Menschen für das Thema. Auch in Lüneburg gibt es eine aktive Foodsharing Gemeinschaft.

Seit 2014 ist Lüneburg bei Foodsharing dabei. Insgesamt gibt es etwa 100 sogenannte „Foodsaver“, die sich an der Abholung von Lebensmitteln beteiligen. Foodsharing Lüneburg kooperiert regelmäßig mit 25 Betrieben, bei denen an ca. 400 Terminen pro Monat Lebensmittel, die andernfalls in der Tonne landen würden, abgeholt werden können.  Marlene (Name von der Redaktion geändert) ist selbst seit einigen Monaten Mitglied und berichtet von den Abholungen. Nachdem sie bei drei Einführungsabholungen dabei war und ein Einsteigerquiz absolviert hatte, durfte sie erstmals allein Lebensmittel abholen. Vor Ort sortiert sie zunächst die Lebensmittel nach gut und schlecht. Diejenigen, die noch essbar sind, nimmt sie mit nach Hause, um sie selbst zu nutzen. „Manchmal gibt es so viel Gemüse, dass ich große Mengen einfriere oder blanchiere“, berichtet Marlene. Doch sie behält die geretteten Lebensmittel nicht nur für sich, sondern bringt sie auch zu den sogenannten „Fairteilern“, von denen es fünf Stück in Lüneburg und einen in Adendorf gibt. Dort kann dann jede_r , der / die möchte vorbeikommen und sich Lebensmittel mitnehmen. Falls, du auch einmal vorbeischauen willst, kannst du bei https://www.foodsharing-staedte.org/de/stadt/lueneburg nachlesen, wo sie sich genau befinden. Einer der Fairteiler liegt fast direkt an der Uni in der Wichernstraße 32. Für die Abholung der Lebensmittel benutzt Marlene ein Lastenrad von Foodsharing. Manchmal komme aber auch eine Großlieferung, welche dann mit einem Auto abgeholt werden muss. „Natürlich ist es eigentlich nicht gut, wenn so viele Lebensmittel gerettet werden müssen“, betont Marlene.

Fairteiler Karte ohne Adendorf (c) foodsharing Lüneburg
Hier findest du die Fairteiler in Lüneburg (c) foodsharing Lüneburg

Was bringt das Ganze?

Mit Hilfe von Foodsharing wurden in Lüneburg bereits 208.000 Kilogramm Lebensmittel gerettet. Im gesamten Netzwerk, das nicht nur deutschlandweit, sondern auch europaweit aktiv ist, kooperieren über 10.000 Betriebe, bei denen insgesamt schon 63 Millionen Kilogramm Lebensmittel vor der Verschwendung bewahrt wurden. Täglich finden etwa 4.650 Abholungen statt, die von ca. 110.000 freiwilligen Foodsavern geleistet werden. Darüber hinaus sind auf der Plattform von Foodsharing über 440.000 Nutzer_innen registriert.

Marlene macht ihr Engagement bei Foodsharing sehr viel Spaß, auch wenn es einen zusätzlichen Zeitaufwand für sie bedeutet. Dafür spart sie jedoch Geld. Zwar macht sie ihren Job, wie alle Foodsaver komplett ehrenamtlich, aber spart das Geld für die Lebensmittel, die sie rettet, anstatt sie zu kaufen. Dennoch schließt Marlene: „Am schönsten wäre es, wenn es gar nicht notwendig wäre, die ganzen Lebensmittel zu retten“, schließt Marlene.

 

Was kannst du tun?

Falls du nun auch Interesse hast, dich bei Foodsharing in Lüneburg zu engagieren, solltest du dich erst einmal auf der Plattform foodsharing.de registrieren und im Anschluss der Lüneburger Gruppe beitreten. Auf der Plattform kannst du dann z.B. die Funktion der Essenskörbe verwenden und somit auf digitalem Weg mitteilen, dass du Lebensmittel abzugeben hast. Wenn du selbst auch Lebensmittel bei den Händler_innen abholen möchtest, musst du zuvor ein Quiz und drei Einführungsabholungen mit erfahrenen Foodsavern aus Lüneburg absolvieren. Nachdem du die Probeabholung absolviert hast, bekommst du einen Foodsharing-Ausweis und kannst auf der Plattform den Gruppen verschiedener Betriebe beitreten, um dort dann Lebensmittel zu retten. Du kannst aber auch anderweitig für Foodsharing aktiv werden: z.B. in der Öffentlichkeits- oder Bildungsarbeit, bei politischen Kampagnen oder „Hintergrundaufgaben“ wie der Betreuung der Lastenräder oder die Reinigung der Fairteiler. Außerdem hat Foodsharing Lüneburg auch eine Facebook-Gruppe, der du beitreten kannst.

Bezirkslogo Foodsharing Lüneburg (c) - foodsharing Lüneburg
Bezirkslogo Foodsharing Lüneburg (c) – foodsharing Lüneburg

 

Wenn du kein Teil von Foodsharing werden möchtest, kannst du auch in deinem Alltag schon viel tun, um Lebensmittelverschwendung zu verhindern. Achte z.B. beim Einkauf darauf, wirklich nur das zu kaufen, was du benötigst und verzehren kannst, bevor es schlecht wird. Eine Einkaufsliste und ein voller Magen können dabei hilfreich sein. Hast du doch einmal Lebensmittel im Haus, für die du keine Verwendung hast, oder die drohen abzulaufen, dann frag  bei Freunden und Nachbarn nach, ob sie diese gebrauchen können. Und schließlich ist es immer sinnvoll, eine gute Übersicht über den Kühlschrank zu haben und Rest zu verwerten. So kann man z.B. Reste vom Vortag für einen Auflauf verwenden oder mit den braunen Bananen ein Bananenbrot backen – der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Aber auch politisch muss sich etwas ändern. Helfen könnte z.B. eine gesetzlich verankerte Pflicht zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen (wie es der Bundesrat im vergangenen Jahr vorgeschlagen hat) oder der Abbau von Hürden zur Weitergabe von Lebensmitteln. Auch hier kannst du politisch aktiv werden und dich für Veränderungen einsetzen. Denn weniger Lebensmittelabfälle heißt auch weniger Ressourcenverschwendung und eine geringere Klimabelastung. Laut WWF können allein in Deutschland 38 Millionen Tonnen schädliche Klimagase eingespart werden, wenn Deutschland die Lebensmittelabfälle bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert. Eine solche Halbierung der Lebensmittelabfälle ist sogar in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen festgelegt und sollte somit auch bei der neuen Bundesregierung unbedingt auf der ToDo-Liste stehen.


Titelbild: Foodsharing: Dieses Gemüse ist zu gut für die Tonne – (c) anonym