Skurrile Figuren, komische Szenen und tragische Geschichten in meinem Filmtipp der Woche!
Inhalt
Die Tenenbaums sind eine außergewöhnliche Familie, bestehend aus Vater, Mutter, zwei Söhnen und einer adoptierten Tochter. Während alle drei Kinder schon in jungen Jahren sehr unterschiedliche Interessen entwickeln und früh erfolgreich werden, verlässt der Vater eines Tages die Familie, für die er sich nicht richtig zu interessieren scheint. Jahre später ist er finanziell am Ende und sieht seine einzige Chance auf Rettung darin, zu behaupten todkrank zu sein und so wieder in seine Familie aufgenommen zu werden. Doch die Mitglieder der Familie haben inzwischen selbst einige Veränderungen durchlebt und begegnen der Rückkehr des Vaters nun auf gemischte Weise.
Familie, Figuren und Geschichten
Bei den Figuren und Geschichten in den Filmen von Wes Anderson handelt es sich so gut wie nie um echte, authentische Figuren, wie man ihnen so auf der Straße begegnen würde – beispielsweise auch in Filmen wie THE GRAND BUDAPEST HOTEL oder kürzlich THE FRENCH DISPATCH. Aber gerade das macht den Reiz seiner Filme aus. Eine Familie im Mittelpunkt eines Filmes, bei dem der erste Sohn mit 14 Jahren bereits erfolgreicher Unternehmer ist, der andere Sohn in jungen Jahren schon Tennisprofi und in dem die Tochter als Teenagerin schon Theaterstücke schreibt, raucht und einen Finger verloren hat – auf die Idee muss man erst einmal kommen. Die Figuren in THE ROYAL TENENBAUMS sind also eher Karikaturen als Abbildungen echter Menschen, mit denen man sich identifizieren kann, könnte man meinen. Bis zu einem bestimmten Grad stimmt das auch. Dennoch ist es gerade diese Absurdität an Geschichten und Figuren, die unvergleichliche Momente auf die Leinwand zaubert und dabei mindestens zum schmunzelnden Kopfschütteln anregt.
Visuell erzählen
Die Komik und der unterschwellige Humor der Szenen und Aufeinandertreffen der unterschiedlichsten Figuren wird natürlich durch Andersons Inszenierung unterstützt. Einige kurze Rückblenden werden so zum Beispiel mit rockigen Songs untermalt. Doch gerade die perfekt komponierten Bilder mit den bunten Sets und den ausgefallenen Kostümen tragen die jeweilige Stimmung. Nahezu alles wird bei Anderson in der Bildmitte zentriert oder gleichmäßig verteilt. Viele Einstellungen vermitteln einen Eindruck von Zweidimensionalität, so als ob die Figuren nur von rechts nach links und umgekehrt laufen könnten. Diese visuellen Eindrücke verkommen jedoch nie zu einem Selbstzweck. Sets und Kostüme sind in ihrer kreativen Detailverliebtheit eng mit der Absurdität der Figuren verbunden und vermitteln deren Charakter auf einer weiteren Ebene. Humor funktioniert nämlich nicht nur mit einer verbalen, sondern auch mit einer visuellen Erzählweise.
Komik und Tragik
Obwohl die Figuren auf den ersten Blick zweidimensional scheinen und auch Andersons visueller Stil diesen Eindruck unterstützt, offenbart sich doch eine Tiefe in den Charakteren und der Geschichte selbst. Durch diese Darstellung bekommt sie auf eine charmante, lustige aber auch dramatische Weise noch mehr Gewicht. So wird im Laufe der Handlung offensichtlich, dass diese erst so oberflächlich skurrilen Charaktere mit ihrem komischen Leben mittlerweile zu kämpfen haben. Unter der wunderschönen und lustigen Oberfläche von THE ROYAL TENENBAUMS schlummern so Themen wie Familie, Freundschaft, Liebe, Trauer, Erfolg und Misserfolg und besonders der Prozess des eigenen Werdens.
(verfügbar bei Disney+)
Übersicht
Erscheinungsjahr: 2001
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson, Owen Wilson
Cast: u. a. Gene Hackman, Gwyneth Paltrow, Ben Stiller