Filmtipp: Ad Astra | Ruben’s Cinematic Universe

2001 trifft auf Apocalypse Now in meinem Filmtipp der Woche!

Inhalt

Die Erde wird immer wieder von verheerenden elektromagnetischen Stürmen aus den Tiefen des Weltraums getroffen, die katastrophale Auswirkungen haben. Der Ingenieur Roy McBride soll sich nun für die US Space Command auf den Weg zum Mars machen, um die mögliche Ursache für die Stürme zu erkunden, denn es wird eine Verbindung zu einer Mission vermutet, die sein Vater vor Jahren anführte. Doch die Reise ist weit und alles andere als ungefährlich.

Bis zum Rand der (menschlichen) Welt 

Bevor Regisseur und Co-Drehbuchautor James Gray den heutigen Filmtipp umsetzte, schrieb und inszenierte er den ebenfalls empfehlenswerten THE LOST CITY OF Z. An seine ausgezeichnete Arbeit mit komplexen und getriebenen Figuren, mit Schauplätzen jenseits menschlicher Zivilisation und den daraus resultierenden Abenteuern, Gefahren und Konflikten, die dort noch im tiefsten Dschungel stattfand, knüpft er nun mit AD ASTRA im Weltraum an. Als insgesamt ruhiger, nachdenklicher und zwischenzeitlich trotzdem unglaublich spannender Film wandelt dieser auf den Spuren von 2001: A SPACE ODYSEE. Anders als andere moderne Vertreter des Science-Fiction-Genres, die sich wie beispielsweise INTERSTELLAR der filmischen Darstellung physikalischer Konzepte und ihrer möglichen Auswirkung auf die Menschen widmen, bebildert dieser Film eher die komplexen menschlichen Dimensionen im Angesicht der abstrakten Weite des Weltalls. Ist die Suche nach dem außerirdischem Leben oder nach den Antworten auf die Rätsel des Universums am Ende vielleicht doch nur die Suche des Menschen nach sich selbst?

Von Größe, Stille und Gefahr

Die Inszenierung ist dementsprechend zurückhaltend und die großen, aber ruhigen Bildern von Hoyte van Hoytema konzentrieren sich auf das schlichte, aber stilsichere Szenenbild, die grandios realistisch wirkende Ausstattung und die alles umfassende Schwärze des Alls. Dementsprechend sind es in vielen Einstellungen die hervorragende Beleuchtung und die Farbwirkungen der Planeten in mitten dieser grenzenlos wirkenden Schwärze, die für beeindruckende Kontraste sorgen. Ebenfalls zurückgenommen agieren Score und Soundeffekte, vielfach fehlen sogar beide. Das räumt den eindrucksvollen Bildern den nötigen Platz ein, gibt dem Weltraum die passend bedächtige Stille und sorgt doch an anderer Stelle für eine kaum auszuhaltende Spannung. So zum Beispiel bei einer atemberaubenden Verfolgungsjagd auf dem Mond oder dem Erkunden eines gestrandeten Raumschiffs. Die immer wieder gefährlichen Stationen der Odyssee von Roy McBride lassen auf diese Weise Parallelen zu APOCALYPSE NOW erkennen.

Vergangenheit trifft Zukunft

Diese Parallelen lassen sich auch in dem grandiosen Schauspiel von Brad Pitt als Roy McBride und dem kurzen Auftritt von Tommy Lee Jones als dessen Vater beobachten. Die Stimme des Protagonisten begleitet die Zuschauenden mit Aufzeichnungen und Gedanken aus dem Off. Während solche erzähltechnischen Mittel in anderen Filmen häufig zu einfach wirken können, um Figuren zu charakterisieren, trifft AD ASTRA damit hier genau ins Schwarze. Roy McBride ist ein ruhiger Mensch, sein Puls steigt selbst im Angesicht von stressigen Situationen kaum über 80 Schläge pro Minute, so dass er selbst bei Gefahr stets rationale Entscheidungen treffen kann. Dadurch fallen ihm jedoch Kommunikation und Beziehungen mit anderen Menschen schwer. Im Laufe des Films beginnen die Pfeiler dieser Persönlichkeit jedoch langsam zusammenzubrechen. Was ist eigentlich das Ziel seiner Reise? Ist er wirklich auf dem Weg auf etwas zu oder bewegt er sich vielmehr von etwas weg? Und liegt tatsächlich seine Zukunft und die der Menschheit vor ihm oder doch eher seine eigene Vergangenheit?

(verfügbar bei Disney+ und Netflix)

Übersicht

Erscheinungsjahr: 2019
Regie: James Gray
Drehbuch: James Gray, Ethan Gross
Cast: u. a. Brad Pitt, Tommy Lee Jones, Liv Tyler

Trailer


Neu hier? Vorstellung zu Ruben’s Cinematic Universe

Letzter Beitrag: Film Top Ten: Film Challenge

Foto: ©Ruben Schmidt