Erneuerbare Energien sind ja schön und gut - aber das reicht nicht! (CC) Foto: Andre Rieck/Flickr

Die Welt geht vor die Hunde – und wir schauen zu

Wenn wir von einer Nachhaltigen Gesellschaft reden, sollten wir zunächst an die eigene Nase fassen, anstatt Politik oder Wirtschaft für unsere Situation verantwortlich zu machen – ein Kommentar zur Debatte.

Erneuerbare Energien sind ja schön und gut - aber das reicht nicht! (CC) Foto: Andre Rieck/Flickr

Es wird viel diskutiert über unsere Zukunft. Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung, immer mehr Naturkatastrophen, zunehmende Ungleichheit, Welthunger, Umweltverschmutzung, Bodendegradation, Regenwaldabholzung, Gentechnik – was auch immer für ökologische Probleme man sich herauspickt, unsere Aussichten scheinen düster.

1992 haben sich die Vereinten Nationen deshalb auf der Rio-Konferenz zum Leitbild einer „Nachhaltigen Entwicklung“ bekannt. Um den ökologischen Krisen unserer Zeit zu begegnen, gibt es innovative Ansätze: Windenergie, Elektroautos, Biogasanlagen oder Algen, die Strom produzieren sollen für eine erfolgreiche „Energiewende“ sorgen.

Diese Maßnahmen entbinden uns nicht von unserer Verantwortung. Denn der Weg in eine nachhaltige Gesellschaft ist weder durch Beschlüsse auf Klimagipfeln noch über neue Technologien zu erreichen. Immer mehr neue Dinge wollen auch irgendwie produziert werden, und dafür bedarf es eben Energie. Solange die Produktion von beispielsweise Windkrafträdern auf die Ausbeutung fossiler Ressourcen angewiesen ist, ist eine unabhängige Versorgung des Menschen ohne die Beanspruchung irdischer Ressourcen unrealistisch. Es ist paradox, dass Industrieunternehmen mit vorrangig wirtschaftlichen Interessen die Energiewende vorantreiben sollen. Unterstützt werden diese durch die Politik, deren Hände gebunden sind solange sie einem ewigen Wachstumsdogma nacheifert. Das beweist nicht zuletzt der Klimagipfel, der in diesen Tagen in Warschau wiederum ohne konkretes Ergebnis zu Ende geht.

Also stecken wir am besten den Kopf in den Sand.

Der Strauß als Vorbild?  - Adolf Oberländer (1877) / Quelle: wikimedia commons

So verlockend (und vor allem, umweltschonend) diese Alternative auch zu sein scheint, zum Strauß wird der Mensch leider nicht. Und überhaupt, sind wir nicht schon die besseren Sträuße? Immerhin flüchten wir uns in einen geordneten Alltag, anstatt aktiv der Gefahr zu begegnen.

Das Problem unserer Gesellschaft liegt nicht an einem Mangel an Innovationskraft oder politischem Durchsetzungsvermögen, sondern an ganz anderer Stelle. Es liegt in unseren Köpfen. Wir wissen, dass auf einem endlichen Planeten kein unendliches Wachstum möglich ist – und trotzdem tun wir nichts dagegen. Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen. Wir bauen größere Häuser. Wir wollen bessere Autos… Wofür das alles?

Solange der Mensch seinen Alltag bestreiten kann, sieht er keinen Anlass dazu, seine Verhaltensweisen zu ändern.

Verdrängung ist das Stichwort – ein effektiver neuronaler Prozess, der sich evolutiv zur Bewältigung von Problemen entwickelt hat. Ein Mechanismus, der fatale Folgen für uns haben könnte. Wir weigern uns der Gefahr ins Auge zu blicken.

Hinzu kommt eine weitere ur-menschliche Eigenschaft: die unersättliche Natur von Begierden. Was einem Steinzeitmenschen noch von Vorteil war, wirkt sich nun verhängnisvoll auf unseren Planeten aus. Während Unersättlichkeit einst überlebenswichtig war, ist man sich inzwischen einig, dass das Anhäufen von immer mehr Besitztümern ab einem gewissen Wohlstandsniveau nicht glücksfördernd ist. Das aussichtslose Nacheifern von Begierden zerstört den Planeten. Wir müssen uns davon befreien und stattdessen auf die wesentlichen Dinge zurückkommen und auf unsere wahren Bedürfnisse verstärkt eingehen.

Nur wenn sich in unseren Köpfen etwas ändert, ist eine gesellschaftliche Transformation möglich. Themen der Nachhaltigkeit sind komplex und bedingen sich gegenseitig – Lösungen müssen also ganzheitlich sein, fangen aber im Kleinen an. Jede Handlung kann etwas bewirken. Ein erster Schritt kann ganz banal aussehen, zum Beispiel mit der Frage: Was brauche ich wirklich für ein gutes Leben?

Autor: Robin Dirks