„Hilfe, ich muss eine Hausarbeit schreiben!“ Zu Beginn des Studiums haben viele Studenten Angst vor einer Schreibblockade, dabei ist Schreiben auch Freiheit.
Fünf Hausarbeiten, zwölf Seiten, acht Wochen. In vielen, vor allem geisteswissenschaftlichen Fächern sind solche Zahlen keine Seltenheit. Bereits in der Schule haben wir gelernt, dosierte Mengen von Wissen in kurzer Zeit auf einem Arbeitsblatt zu formulieren. Der Text wird zum Produkt, mithilfe dessen wir eine gute Bewertung unseres Schreibens, ein tolles Zeugnis und letztendlich einen großartigen Job ergattern wollen. Beim ökonomischen Schreiben geht es darum, sich während des Schreibprozesses innerhalb eines Kriterienkanons geschickt zu bewegen. Es dient dazu, Beweise anzuführen, Vergleiche zu ziehen oder Thesen zu widerlegen. Doch wie damit umgehen, wenn es gilt, innerhalb von zwölf Seiten eine eigens formulierte Fragestellung zu bearbeiten?
Obwohl ich gern schreibe, bereiteten mir diese Anforderungen im Leuphana Semester Kopfzerbrechen. Doch Worte wie „Schreibblockade“ entstehen erst, wenn der Schreibprozess nicht länger als Freiheit des Gedankens wahrgenommen werden kann. Zu Zeiten von Schiller und Goethe hätten sich diese wohl eher eine schöpferische Pause oder eine Italienreise gegönnt, als über eine Schreibblockade zu sprechen.
„Schreiben als Augenblick von Freiheit“
Diesen Postkartenspruch erhielt ich mit dreizehn zum Abschied von meiner Kursleiterin für kreatives Schreiben. Bis heute begleitet mich die Karte dorthin, wo ich mich niederlasse um zu schreiben. Sie skizziert den Moment, indem Gedanken zu Worten werden und auf ein leeres Blatt Papier fließen. Manche Worte sind geheim, andere dazu bestimmt, die Massen zu bewegen. Jeder Augenblick, in dem wir irgendwo auf der Welt zu einem Stift greifen, ist Freiheit. Die Leere vor uns ist angefüllt mit Erwartungen, alles kann und darf erzählt werden. Keine Widerworte, keine neugierigen Fragen, keine Beurteilung des Wahrheitsgehalts oder unserer selbst. Akademische Texte machen da keine Ausnahme. Kriterien und Vorgaben sind dabei helfende Hände, die uns wohlbehalten durch den Fachdschungel führen. Nur allzu häufig werden Texte mit den Worten „ich muss“ verknüpft, die besten von ihnen beginnen jedoch mit den Worten „Ich kann.“
Autorin: Ann-Christin Busch