Das Problem mit der Prokrastination – wie wir unsere produktiven Phasen verpassen

Es ist oft ein Problem von vielen: die Prokrastination. Sie bedeutet, dass wir unsere wichtigsten Abgaben oder Texte aufschieben, sie zu einem späteren Zeitpunkt erledigen wollen und in den hintersten Teil unseres Gehirns verbannen, bis wir dann in Panik geraten und uns selbst unter Druck setzen, bis zu dem Punkt, dass wir das bestmögliche Ergebnis nicht mehr erfassen können.

Nehmen wir mal an, es ist 8:45 Uhr an einem Montag und nachdem wir den nervtötenden Handywecker ausgestellt oder meistens doch auch nochmal auf „Schlummern“ gedrückt haben, um noch einmal in die heile Welt der Träume abzutauschen, ist das erste worauf wir schauen unser Smartphone. Eine halbe Stunde verstreicht, in der wir auf den sozialen Medien Bilder liken und durch die neue „Reels“-kategorie auf Instagram scrollen oder unseren FreundInnen Bilder von süßen Hundewelpen schicken oder Memes darüber, wie es sich für Studierende in der Coronazeit so anfühlt, zu studieren.

Dabei liegt vor uns eigentlich ein Tag voller Arbeit. Anstatt wie in den Jahren als Corona noch nicht existierte, uns schnell fertigzumachen, die WG-Mitglieder in der Küche zu treffen um sich nochmal schnell einen Couscoussalat für die halbe Stunde zwischen Vorlesung und Seminar vorzubereiten, anstatt danach schnell auf das Campusgelände zu eilen, das jetzt eher einer Geisterstadt ähnelt, beginnt unser Tag mit einem Schlurfgang zur Kaffeemaschine und dem Wechseln von einer Pyjamahose in die bequemste Sportleggins.

Dabei hält sich die Motivation in Grenzen. Die Konzentrationsfähigkeit lässt spätestens nach der zweiten Veranstaltung am Morgen nach, so spannend die Themen auch sein mögen und Streamingplattformen, wie Netflix und Amazon Prime sehen nach ein paar Stunden verlockender aus als die nächsten Lernzettel für die Methodenklausur zu schreiben. Manchmal ist es auch in Ordnung sich in der neuen Serie „Bridgerton“, die seit Kurzem auf Netflix ausgestrahlt wird, zu verlieren und wir können auch nicht den ganzen Tag vorm Bildschirm sitzen, bis die Augen so überfordert und das Gehirn so überlastet sind, dass wir die nächsten Kopfschmerzen bekommen, mit einem Kühlpack im Bett liegen und gar nichts mehr zustande kriegend.

Dabei könnten wir uns mit ein wenig Struktur und einem Zeitplan wieder in eine produktivere Stimmung versetzen, bei der wir unsere Aufgaben rechtzeitig erledigen und manche von ihnen sogar gerne. Es gibt verschiedenste Arten von ProkrastiniererInnen und Stress: Einige lenken sich beispielsweise durch ihre Hobbies selber ab, andere erledigen jede andere, noch so banal erscheinende Aufgabe, um sich nicht mit den großen Dingen befassen zu müssen.

Viele können diese Punkte nachvollziehen, besonders in dieser Zeit: In der das Ungewisse in unseren Köpfen herumspukt und wir manchmal erst frische Luft schnappen gehen, wenn es dunkel wird. In der Zeit, in der wir kaum soziale Kontakte um uns herumhaben und uns mit uns selbst beschäftigen müssen und die Motivation zu einigen Zeitpunkten einfach mal nachlässt.

Aber von alle dem sollten wir uns nicht unterkriegen lassen. Genau jetzt sollten wir uns Zeit für das Lernen nehmen, und auch mal Zeit für uns selbst Prioritäten setzen, für die Uni und unser Privatleben, unseren Tag organisieren und uns nicht zu viel vornehmen, uns auf keinen Fall selbst überfordern, uns Limits setzen, die wir auch wirklich einhalten können.

Wir müssen eine Balance zwischen dem Unialltag – wie online lastig er nun momentan auch sein mag – und unserem Privatleben finden, damit wir nicht mehr in die Falle des Prokrastinierens stürzen und unsere produktive Phase nicht verpassen – denn wann diese ist, haben wir selbst in der Hand.

 

Unterzeichnet von einer Prokrastiniererin


Titelbild (c) Thomas Leuthard – Lizenz: CC BY 2.0

Olivia Klocke

Das Schreiben begeistert mich schon seit ich klein bin. Von Artikeln bis zu Kurzgeschichten und Poetry Slams, intessiere ich mich vor allem dafür, was uns so alles gesellschaftlich bewegt, von kleinen bis zu großen Themen. Ich studiere Kulturwissenschaften im Major und Digitale Medien im Minor und lese gerne Romane, die auch ein wenig dramatisch sein können.

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