Lockdown verstärkt Depressionen

Corona-Lockdown verstärkt Depressionen

Die deutsche Depressionshilfe hat eine Studie veröffentlicht, welche die Auswirkungen des ersten Lockdowns im Frühjahr auf gesunde und depressive Menschen untersucht. Das Ergebnis: Menschen mit Depressionen erlebten den neuen Alltag im Vergleich zu gesunden Menschen als deutlich belastender. Depressive Symptome verschlechterten sich.

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter einer psychischen Erkrankung. Die depressive Episode ist dabei eines der häufigsten Krankheitsbilder. Unter den Betroffenen sind auch viele Studierende: Von den 470.000 Studierenden mit einer psychischen Diagnose leidet rund ein Fünftel an einer Depression.

Für Menschen mit einer Depression ist die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung. Die Einschränkungen des sozialen und öffentlichen Lebens stellen eine große Belastung dar, hinzu kommen existenzielle sowie finanzielle Sorgen und Ängste. Der vierte „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe in Kooperation mit der Deutsche Bahn Stiftung hat nun die Auswirkungen von Pandemie und Lockdown auf Betroffene untersucht.

Depressive Menschen erlebten den Lockdown als deutlich belastender

In einer repräsentativen Umfrage wurden 5.178 Teilnehmende zwischen 18 und 69 Jahren befragt, unter ihnen Menschen mit und ohne Depression. Depressive Menschen hatten zwar nicht mehr Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken, allerdings erlebten sie ihren neuen Alltag als deutlich belastender. Depressive Symptome wie Gefühle von Einsamkeit und Isolation sowie Grübeleien und schlechter Schlaf nahmen bei ihnen deutlich stärker zu, als bei Menschen ohne depressive Vorerkrankung. Sie hatten fast doppelt so häufig keine richtige Tagesstruktur mehr und verbrachten mehr Zeit im Bett.

Gleichzeitig gab fast die Hälfte der Befragten an, dass Termine bei Fachärzt*innen oder Psychotherapeut*innen ausfielen. Sogar geplante Klinikaufenthalte wurden verschoben.

Stiftung warnt vor den Folgen eines erneuten Lockdowns

Professor Dr. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, warnt im Hinblick auf den kommenden Winter vor einer erneuten Verschlechterung bei der Versorgung von Menschen mit Depressionen. Er rechnet nicht mit mehr Neudiagnosen, wohl aber mit häufigeren, längeren und stärkeren depressiven Episoden bei den bereits Erkrankten. „Menschen mit psychischen Erkrankungen werden derzeit große Opfer abverlangt – hier besteht Diskussionsbedarf zur Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen“, meint Hegerl.

Was Betroffene tun können

Besonders wenn Erwerbstätigkeit oder studentischer Alltag wegfällt, ist es wichtig, den Tagen selbst Struktur zu geben. Das gelingt über einen Tagesplan mit festen Zeiten für Arbeit, Mahlzeiten und Hobbies. Auch Bewegung ist wichtig und sollte – besonders in der dunklen Jahreszeit – am besten draußen und bei Tageslicht stattfinden. Die Einnahme von Vitamin D kann zusätzlich etwas bewirken, denn viele Menschen leiden im Winter unter einem Mangel. Vorher sollte jedoch über einen Bluttest Auskunft über den Vitamin D-Spiegel eingeholt werden.

Einen besonderen Stellenwert nimmt die Pflege von sozialen Kontakten ein. Freund*innen können helfen, Rückzug sowie Isolation zu verhindern und Einsamkeit zu mildern. Menschen mit einer Depression fühlen sich häufig antriebslos und ohne jegliche Motivation. Da kann es helfen, Verabredungen zu vereinbaren, etwa zum Spazierengehen oder Telefonieren.

Professionelle Hilfe suchen

Zwar sollten Betroffene versuchen, Struktur, Bewegung und soziale Kontakte in ihren Alltag zu integrieren – es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Befolgung dieser Ratschläge nur in wenigen Fällen alleine ausreichend ist. Eine Depression ist eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung, die nur selten ohne fremde Hilfe bewältigt werden kann.

Zusätzlich sollten Betroffene sich deshalb professionelle Hilfe suchen. Hausärzt*innen können erste Ansprechpartner*innen sein, aber auch die psychologische Beratungsstelle des Studierendenwerks kann helfen. In aller Regel bietet außerdem die örtliche Psychiatrische Klinik sowohl akute als auch ambulante Unterstützung für Menschen mit depressiven Symptomen an. Außerdem ist die Telefonseelsorge das ganze Jahr und rund um die Uhr erreichbar.


Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Titelbild: (c) Pixabay