Der Grundstein für das neue Zentralgebäude ist gelegt. Der bekannte Leuchtturm Westerheversand in Schleswig-Holstein hat eine Höhe von 40 Meter, das geplante Zentralgebäude auf dem Uni-Campus soll 37 Meter hoch werden. Als Sinnbild der Neuausrichtung der Leuphana Universität Lüneburg soll es gemeinsam mit dem Star-Architekten Daniel Libeskind errichtet werden.
„Das Audimax ist ein Komplettgerücht. Es gibt keine Pläne oder Überlegungen, neue Gebäude auf dem Campus zu errichten.“ Diese Aussage Holm Kellers wurde im Protokoll der AStA-Sitzung vom 22. November 2006 festgehalten. Doch am 8. Mai 2011 war nun die Grundsteinlegung für das wahr gewordene „Komplettgerücht“. Die Veranstaltung war ein bombastisches Großereignis mit Orchester, einem gegrillten Ochsen (ohne vegetarische Alternative) und über 300 Gästen. Leider waren nur sehr wenige Studierende anwesend, die per E-Mail-Zweizeiler eingeladen waren. Doch obwohl die Universität von allen öffentlichen Ebenen Gelder akquirieren konnte und das Projekt bei den lokalen Eliten hohe Anerkennung genießt, reißt die Kritik nicht ab.
Michel Pauly, Student der Staatswissenschaften und Sprecher der Partei Die Linke in Lüneburg kritisiert, dass „Millionen Steuergelder aufgewendet werden und die Universität mit Eigenmitteln gerade stehen muss, wenn die Kosten steigen oder ein Finanzierungsbaustein weg bricht – auf Kosten von Forschung und Lehre.“ Matthias Fabian, Student der Umweltwissenschaften und langjähriger Begleiter der Campusentwicklung für den AStA befürchtet: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Zentralgebäude zur „Bockelsberger Elbphilharmonie“ wird“. Dies bestreitet Keller im Univativ Interview, da es „ein paar sehr fundamentale Unterschiede zwischen der Elbphilharmonie und diesem Gebäude hier gibt. Der wichtigste Unterschied ist die Planungs- und Durchdringungstiefe.“ Während die Elbphilharmonie immer wieder umgeplant wurde, waren die Planungen für das Zentralgebäude durch das ÖPP-Verfahren (Öffentlich- Private Partnerschaft) bereits so detailliert, dass sich die Kosten nun nur erhöhen könnten, wenn etwas nennenswertes am Plan geändert würde. Es gäbe sogar einen Kostenpuffer. Bei der Veräußerung der Außenstandorte Volgershall und Rotenbleicher Weg würde es bleiben. Offen bleibt die Frage, ob die Außenstandorte auch die anvisierten Summen einbringen werden.
Der Prozess der Campusentwicklung wurde von der Studierendenschaft häufig deswegen kritisiert, weil er zu intransparent sei und die demokratischen Gremien der Hochschule nicht einbeziehen würde. Keller entgegnet: „Wenn sie Themen behandeln, die sonst eher nicht partizipativ gehandhabt werden, entsteht immer ein Bedürfnis nach noch mehr, es ist dann nie genug. Wir sehen das positiv. Wir haben lieber einen Ruf nach mehr Teilhabe, als einen Ruf, es ist uns egal, sollen die doch machen.“ Libeskind fasst den Entstehungsweg des Zentralgebäudes zusammen: „Wenn ein König oder ein Diktator ein Gebäude beauftragt, wird dieses einfach gebaut. In einer Demokratie gibt es immer unterschiedliche Ansichten und einen entsprechenden Entstehungsprozess – genau daran glaube ich. Wenn man ein Gebäude baut, muss man ein Optimist sein. Wenn man einen Grundstein für etwas Zukünftiges legt, glaubt man daran, dass die Welt ein guter Ort ist und ein noch besserer sein wird.“
Dem Zentralgebäude fehlen drei Meter an Höhe, um mit Deutschlands bekanntestem Leuchtturm mithalten zu können. Vielleicht werden es ja die dort erdachten Konzepte und Ideen sein, die die fehlende Höhe wett machen und die Lüneburger Universität eines Tages für ihre Forschungsstärke und qualifizierte Lehre bekannt machen. Der Eifer, sich weiterentwickeln zu wollen, ist ja schon da. Vielleicht kehrt ja die Vernunft eines Tages auch in die Bildungspolitik zurück und die Welt wird tatsächlich ein besserer Ort.
Von Sebastian Heilmann