Auslandssemester: Lüneburg gegen Santiago, Brünn oder Seoul tauschen

Ein Semester im Ausland studieren viele Studierende der Leuphana erleben gerade dieses Abenteuer. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen.

Ob im Bachelor oder im Master, das Studium ist oft eine gute Möglichkeit, um Zeit in einem anderen Land zu verbringen. Diese Chance haben dieses Semester 291 Studierende der Leuphana ergriffen, darunter Kristina, Arvid und Giulia. Kristina studiert in Deutschland BWL im Major und ist für ein Semester nach Tschechien gegangen. Dort belegt sie an der Technischen Universität Brünn Kurse verschiedener Fakultäten. Arvid aus dem Studiengang Umweltwissenschaften entschied sich für die Hauptstadt Chiles und macht sein Auslandssemester an der Universidad de Santiago. Giulia studiert in Lüneburg Kulturwissenschaften. Sie verbringt dieses Wintersemester an der Sungkyunkwan University in Seoul, Südkorea. Dort nimmt sie unter anderem an Soziologie-Kursen teil.

Giulia hat mittlerweile auch eine der typischen Jacken ihrer Universität. ©Giulia

Der Major Betriebswirtschaftslehre entsendet in diesem Semester die meisten Studierenden, darauf folgen Umweltwissenschaften und Kulturwissenschaften auf dem dritten Platz. Gründe für ein Auslandssemester gibt es viele. Giulia gefällt besonders, neue Einblicke in die Kultur Südkoreas zu bekommen: „Man lernt sehr viele Leute von überall aus der Welt kennen und unternimmt andauernd Sachen, um die Stadt und die Gegend kennenzulernen“. Auch Kristina genießt es sehr, durch das Auslandssemester raus aus dem Alltag zu kommen: „Eine neue Stadt, neue Kultur, neue Menschen, keinen Nebenjob und Hobbys war am Anfang zwar sehr ungewohnt, aber auch sehr gut“. In Tschechien schätzt Kristina auch die Atmosphäre, da viele Erasmusstudierende besonders offen seien und die Zeit genießen: „Es tut gut, mal außerhalb der Lüneburger Blase zu sein und Menschen mit einem anderen Hintergrund kennenzulernen“.

Giulia findet es auch interessant, zu sehen, wie Universitäten in anderen Ländern funktionieren. In Chile werden Kurse angeboten, die es in den Lüneburger Umweltwissenschaften nicht gibt: Arvid erzählt, er könne nun zum Beispiel Geologie und Meteorologie belegen. Besonders begeistert ist er von den Praxisübungen und Exkursionen: „In Geologie hatten wir die Möglichkeit, auf einen Gletscher zu gehen und dort das Gelernte im Gelände anzuwenden.“ Aber auch die verschiedenen Facetten der Stadt und die Nähe zu schneebedeckten Bergen und dem Pazifik gefallen Arvid.

Arvid (Umweltwissenschaften) verbringt sein Auslandssemester im schmalsten Land der Welt: Chile.  ©Arvid

Bei der Benotung kann es große Unterschiede zu dem Studium in Deutschland geben. Arvid sagt, er müsse in Chile über das ganze Semester hinweg in drei Prüfungsphasen sein Bestes geben: „Sich auf diese Art des Studiums umzustellen war nicht ganz einfach, wenn man es gewohnt ist, die Leistungen hauptsächlich am Ende des Semesters und mit mehr Zeit abzugeben“. In Südkorea zählen zwei Klausurenphasen, zusätzliche Abgaben und die Anwesenheit für die Note. Giulia findet jedoch, dass der Anspruch oft niedriger ist als in Deutschland.

Nicht nur die Notenvergabe kann im Ausland anders sein. Schließlich hat jede Universität ihre ganz eignen Regeln, Trends und Eigenarten. „Die Uni in Seoul ist ein vielfältiger Aufenthaltsort, und zwar hauptsächlich zum Lernen da, aber auch für Hobbys und Zeit miteinander verbringen“, erzählt Giulia. Es gebe ein großes Angebot an Clubs und einen „unglaublichen Universitätspatriotismus“ in Südkorea. An der chilenischen Universität ist Arvid aufgefallen, dass Studierende oft mehr an Entscheidungen beteiligt sind als an der Leuphana. Studierende würden sich lautstark beschweren und auch mal streiken, wenn etwas ihren Vorstellungen nicht entspreche. „Dieses Selbstbewusstsein und die Eigeninitiative würde ich gerne mit in den deutschen Unialltag nehmen“, sagt Arvid. Kristina hat in Tschechien deutlich kleinere Kurse als an der Leuphana. „Es ist schön, dass die Dozierenden unsere Namen kennen“, erzählt sie. In Brünn hat sie nicht nur die lockere Einstellung ihrer spanischen Kommiliton:innen inspiriert, sondern sie tanzt neuerdings auch Shuffle auf Techno-Partys.

Für Kristina (BWL) bedeutet das Auslandssemester in Tschechien „keine Pläne zu machen und mich auf das konzentrieren, was mir Spaß macht“. ©Kristina

Die Leuphana hat zahlreiche Partneruniversitäten, an denen dank Kooperationen keine Studiengebühren für ein Auslandssemester bezahlt werden müssen. Von den 291 Leuphana-Studierenden im Ausland, besuchen dieses Semester 268 eine Partneruniversität. Das International Office hatte ca. 460 Plätze für das aktuelle Semester ausgeschrieben. Daneben ist ein Austausch als sogenannter „Free-Mover“ eine Option, bei dem man sich die Universität frei aussucht. Dann liegt die Organisation des Austauschs ganz in der eigenen Hand und die Austausch-Studierenden müssen ggf. Studiengebühren bezahlen.

Stipendien, wie zum Beispiel vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) oder die Erasmus-Förderung, können die Finanzierung des Auslandssemesters erleichtern. Aber natürlich sind die Kosten nicht die einzige Herausforderung. „Eine Herausforderung war für mich anfangs besonders die Sprache. Im Gegensatz zu den meisten anderen Austausch-Studierenden bin ich lediglich mit Spanischkenntnissen aus der Schule hierhergekommen. Deshalb hat es etwas gedauert, mich mit der Sprache zurechtzufinden“, erzählt Arvid. Auch Kristina findet es schwierig, mit ihren Kommiliton:innen auf Englisch über Tiefgründiges zu sprechen. Da sie kein Tschechisch spricht, sei es außerdem schwierig, Kontakt zu tschechischen Studierenden zu knüpfen. Giulia empfindet die strengen Richtlinien und die Anwesenheitspflicht an der südkoreanischen Universität als herausfordernd. Auch die Organisation des Auslandssemesters, inklusive Visum, Kurswahl und Anerkennung oder spontane Probleme mit Kreditkarten im Ausland können Schwierigkeiten bereiten.

So weit weg von zuhause, vermissen es die Austausch-Studierenden aber auch, sich auf der Mensawiese mit Freunden zu treffen und ihrem Alltag in Lüneburg nachzugehen. Giulia freut sich zudem auf die Organisation des Studiums in Lüneburg: „Die Kursauswahl an der Leuphana ist sehr viel besser und ich hatte mehr Freiheiten und offenen Austausch in den Lehrveranstaltungen“. Die Besonderheiten des Studiums in Lüneburg erleben gerade 84 internationale Studierende in ihrem Auslandssemester an der Leuphana. Sie und Studierende wie Giulia, Kristina und Arvid haben gerade die Chance eine neue Perspektive auf das eigene Studium kennenzulernen.

Bis zum 11. Januar können sich Studierende beim International Office auf ein Semester an einer Partneruniversität der Leuphana bewerben. Die Ausschreibung für 2023/24 gibt es hier.


Titelbild: Collage aus Fotos von Arvid, Kristina und Giulia

Carla L. Moritz

isst gerne Brezel mit Honig und Marmelade übereinander und liebt es auch sonst Neues auszuprobieren.

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