Ausgecheckt: 3raum Adendorf – Zwischen Barbie und Minnie Maus auf unbekanntem Gebiet

Früher haben wir sie nur angehimmelt, diesmal durften wir in ihre Rollen schlüpfen und abfeiern: bei der „Helden deiner Kindheit“-Party im 3Raum in Adendorf versammelten sich Disneyfiguren, Anime-Kriegerinnen und Videospiel-Klempner. Univativ-Autorin Leonie hat’s getestet.

Trojka-Wodka verteilt Free-Shots auf der „Welcome Back Party! Helden deiner Kindheit“ (c) 3raumClub

Die Lüneburger Veranstaltungsfachschaft feierte am 10. Januar ihre „Welcome Back Party! Helden deiner Kindheit.“ Ein Bus-Shuttle brachte die Besucher vom Hauptcampus, Volgershall, Am Sande und dem Theater nach Adendorf in den 3raum. Bunte Getränke, viel Pink – pinke Hüte, pinke Krawatten, pinkes Licht und pinke Toiletten- und eine Menge Wodka-Energy. Das sind meine ersten Eindrücke, als ich den 3raum Adendorf betrete. Ich bin gespannt. Eine Studentenparty, dort wo sich sonst kaum ein Studierender hin verirrt.

Nach einem Barbie (pinker Wodka mit Prosecco) und einem Spongebob ( gelber Wodka mit Sprite) bin ich bereit mit Minnie Maus und Rotkäppchen die Tanzfläche unsicher zu machen. Zu Bässen, die kontinuierlich auf einem Level ballern, wiegen sich ein kurzröckiges Schneewittchen und ein Polizist auf der Tanzfläche. Der kräftige Batman, der die beiden aus der Nähe beobachtet, scheint sich ebenfalls Chancen bei der holden Maid auszurechnen.

Lara Croft hat seit meiner Kindheit wohl einige Pfunde zugelegt, überlege ich, während ich meinen Free Shot einlöse. Diesmal handelt es sich um grünen Wodka mit Sprite. Was genau da eigentlich drin ist, möchte ich lieber nicht wissen. Aber wer sagt bei Gratisgetränken schon nein…?

Krümelmonster auf der Tanzfläche – auf der Suche nach Keksen? (c) 3raumClub

Der 3raum Adendorf gibt sich einen schicken Anstrich: Sitzecken, indirektes Licht, eine große Bar. Die Damen-Toiletten mit den großen Ganzkörperspiegeln, vor denen Schülerinnen Fotos machen, und die muschelförmigen kaputten Waschbecken wollen nicht so Recht zu den 200€ teuren Wodka-Flaschen im VIP-Bereich passen. Die Papierlampenschirme, angestrahlt in verschiedenen Farben, werten das Ambiente deutlich auf. Während sich alles im größten Raum mit Tanzfläche und Sitzgelegenheiten tummelt, ist Raum zwei eine wahre Techno-Hölle und spärlich besucht. Auf der Suche nach Raum Nummer drei gebe ich schließlich auf, er scheint unauffindbar zu sein.

Die Idee, eine Party unter dem Namen „Helden deiner Kindheit“ zu veranstalten ist nicht neu, auch der Hochschulsport nutzte das Motto 2010 für seine Sportlerparty. Studierende mögen originelle Party-Ideen, das weiß auch Temorscha. Er engagiert sich in der Lüneburger Veranstaltungsfachschaft, studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der Leuphana und ist Veranstalter des Abends.

Er weiß auch um den Ruf seines Lieblings-Clubs. Temorscha sagt mir, dass er den Salon Hansen oder das Vamos „um es hart zusagen, ein wenig ranzig“ findet und er die Studenten vom Image des 3raum überzeugen möchte. Viele kennen die Location nicht. Die Gäste sind immer ausschließlich LüneburgerInnen. Er möchte das ändern. Temorscha ist Stammgast im 3raum, ihn kennt hier jeder und er kennt jeden.

Mir gefällt sein Engagement, ihm scheint an diesem Club etwas zu liegen und er setzt sich dafür ein, ein breiteres Publikum anzulocken. Seinen Freunden aus der Uni möchte er zeigen, dass der 3raum nicht nur eine Disko für Freunde der Housemusik ist, sondern dass demnächst auch Liebhaber anderer Tanzmusik auf ihren Geschmack kommen. Er ist von dem Abend begeistert, es seien so viele Studierende hier, alles neue Gesichter.

Die Lüneburger Veranstaltungsfachschaft, die letztes Jahr mit ihrer Namensgebung zumindest bei Asta, StuPa und dem LeuphanaWatchBlog für Aufregung sorgte, hat mit dieser Party sicher nicht den Geschmack ausnahmslos aller Studierenden getroffen. „Songs der 90er und 80er hätten besser zum Motto gepasst und dann wären sicher noch mehr gekommen.“ sagt Anja, Studierende der Kulturwissenschaften. Doch nun ist der 3raum Adendorf immerhin bekannter; und sollte sich der bequeme Shuttle-Service einbürgern, darf sich die Disko vermutlich auf mehr Studierende einstellen.

Autorin: Leonie Schlenker