Aus der Sicht eines Erstis: Bringt mir das Leuphana-Semester wirklich nichts?

Das Leuphana-Semester wird von den Studierenden der Leuphana nicht gerade in höchsten Tönen gelobt. So mancher Ersti fiebert bei aufwendigen Ausarbeitungen und Gruppenarbeiten, die nichts mit dem eigenen Studienfach zu tun haben, dem Semesterende entgegen. Hier meine Meinung zur Behauptung, dass das Leuphana-Semester uns nichts bringt.

Wenn mich jemand fragt, was ich studiere, antworte ich immer „Psychologie“ – das ist schließlich mein offizielles Studienfach. Doch eigentlich bin ich mit der Antwort nie zufrieden, denn als Ersti an der Leuphana studiert man von vielem ein bisschen. So studiere ich mittwochs und donnerstags zwar Psychologie, aber an den anderen Tagen besuche ich wie alle Erstis fachübergreifende Module.

Leider wird in meinen Seminaren deshalb sehr viel Stoff vermittelt, der in zweierlei Hinsicht neu ist: Ich bin weder mit dem wissenschaftlichen Arbeiten noch mit den Erkenntnissen anderer Disziplinen vertraut. In meinen fachübergreifenden Seminaren „Sustainable Development in African Conservation Areas“ und „Das frühe Christentum im Römischen Reich“ fühle ich mich in meine Schulzeit zurückversetzt: Diese Seminare, die in der Schule Geografie, Geschichte und Religion entsprächen, interessieren mich. Aber für meine gewünschte Arbeit in einem wirtschaftspsychologischen Bereich bringen sie mir nichts.

Die guten Seiten des Leuphana-Semesters

Nun, das Ziel des Leuphana-Semesters ist in den Augen der Universität eben nicht, möglichst viel fachliches Wissen für unseren späteren Beruf zu erwerben. Unsere Universität erklärt in ihrem Internetauftritt, im Leuphana-Semester sollen die Studierenden disziplinenübergreifend die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens lernen. Vielleicht geht es aber auch gar nicht so sehr darum, inhaltliches Wissen aus verschiedenen Disziplinen zu erwerben, sondern schlicht und ergreifend um die Offenheit gegenüber anderen Wissenschaften. Wie Prof. Dr. Henrik von Wehrden in der Dienstagsvorlesung gesagt hat: „Um komplexe Probleme wie den beispielhaften Klimawandel zu lösen, bedarf es einer interdisziplinären Problemanalyse und Lösungsfindung.“

Den größten Gewinn aus dem Leuphana-Semester sehe ich tatsächlich in Bezug auf die Offenheit gegenüber anders eingestellten Menschen und die Umgangsweise mit ihnen. Eine coole Gelegenheit dazu bekomme ich besonders während der Seminare, in denen ich mit Kuwis, Uwis und „Ebay-“ beziehungsweise IBAE-Studierenden zusammenarbeite. Die auch für den späteren Beruf nützliche Fähigkeit, sich auf andere Meinungen einzulassen, werden wir Erstis in den höheren Semestern nur noch bedingt bekommen: Die Kommiliton*innen unseres Studienfachs sind doch meist ähnlich eingestellt wie wir.

Also, liebe Erstis: Lasst euch das Leuphana-Semester von den anderen Studis nicht schlecht reden! Genießt lieber die Möglichkeit, aus der sozialen Blase eures Studiengangs zu treten!


Foto: Man in White Shirt Using Macbook Pro – pexels