Wir haben mit der Musiksoziologie-Dozentin Alenka Barber-Kersovan geschnackt. Sie schrieb eine Doktorarbeit über den Zusammenhang von Demokratie und Punkmusik. Außerdem findet sie, dass ein guter Student nicht unbedingt fleißig sein muss. Was dann? Lest selbst!
Was machen Sie an der Leuphana?
Ich unterrichte Musiksoziologie und versuche, unterschiedliche Stränge der Wissenschaft zusammen zu fügen; also Musikwissenschaft, Soziologie, Urban Studies, teilweise auch Psychologie. Damit möchte ich einen musiksoziologisch-interdisziplinären Kurs fahren.
Wie lange sind Sie schon im Beruf bzw. an der Leuphana?
Das ist die Frage nach dem Alter, die wird nicht beantwortet. Ich bin 35, ok? An der Leuphana bin ich seit circa 2007.
Sind Sie in einer Partnerschaft?
Ich habe einen englischen Ehemann und einen deutschen Kater. Das heißt, ich bin in festen Händen, insbesondere in denjenigen des Katers.
Woran forschen Sie aktuell?
Das sind immer mehrere Sachen, die parallel laufen. Teilweise ist es nach wie vor Urban Music Sociology. Da haben wir mit Herrn Kirchberg und Herrn Kuchar das Buch Music City herausgegeben. Das ist ein Schwerpunkt, den ich auch in die Kulturpolitik getragen habe, als Vizepräsidentin des Landesmusikrates. Ein weiterer Schwerpunkt ist ein, sich ewig in Arbeit befindendes Buch über die String Divas. Das sind klassisch geschulte Streicherinnen, die auf elektrischen Musikinstrumenten populäre Musik spielen und sich in einer äußerst sexualisierten Szene bewegen. Ein sehr interessantes und globales Phänomen. Aktuell arbeite ich auch an einem Revival der slowenischen Partisanenlieder. Da habe ich mich gewundert – wieso kommt sowas nach 70 Jahren wieder auf? Mich interessiert da auch die Gendergeschichte, denn zur Zeit sind ja die lautesten Revoluzzer die Frauen.
Was war das Thema Ihrer Doktorarbeit?
Mein Promotionsthema war die Rolle des slowenischen Punks im Demokratisierungsprozess der 1980er Jahre in Slowenien. War ein super Thema. Ich musste einen Weg finden, wie ich mich mit den Punks identifizieren und gleichzeitig meinen wissenschaftlichen Habitus aufrechterhalten konnte. Das war wirklich ein knallhartes politisches Thema. 577 Seiten, 1500 Quellen und Literaturangaben; es war schwierig, das für die Publikation aufzuarbeiten. Das Buch ist gut angekommen, wurde bis in die USA rezensiert.
Was war Ihr Leuphana-Moment?
Mein Leuphana-Moment war dieses Gespür für den Spirit. Durch meinen Mann, der lange am MIT in Boston als Physiker beschäftigt war, hatte ich sehr viel Kontakt mit amerikanischen Universitäten. Und da habe ich diesen Begriff eines Spirits kennengelernt, der schwer zu erklären ist – aber für mich ist das ein Leuphana-Moment.
Wann beginnt Ihr Arbeitstag und womit?
Vor zehn darf man mich nicht anrufen, dafür kann man mich um 23 Uhr nach wie vor anrufen. Mein Arbeitstag beginnt mit dem Abrufen der E-Mails und endet auch damit.
Was war Ihr Lieblingsspielzeug als Kind?
Ich bin ja in der Nachkriegszeit im sozialistischen Jugoslawien aufgewachsen und da gab es mehr oder weniger kaum Spielzeug, eigentlich gar keins, sodass ich meine erste Puppe mit 17 von meinem Freund bekommen habe. Aber ich bin eine Katzenmutter und ich hatte immer Kätzchen, mit denen habe ich gespielt.
Auf welche Sache möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Ich wäre unfair, wenn ich sagen würde, auf meinen Mann verzichten, denn irgendjemand muss ja das Katzenklo sauber machen. Ich würde auch auf den Kater nicht verzichten wollen, weil der für den Zusammenhalt in der Familie sorgt. Es wäre unfair zu sagen, ich könnte auf meine Studis verzichten, weil ich sie gern habe. Ich könnte auf keinen Fall auf Bücher verzichten. Es ist schwer nur eine einzige Sache zu sagen.
Wie sieht der ideale Student aus?
Der ideale Student oder die ideale Studentin ist intelligent, kreativ, nicht unbedingt fleißig aber jemand, der sich mit mir fachlich anlegen will.
Welches Mensa-Essen würden Sie lieber nicht essen?
Kann man die Frage umformulieren? Ich würde es umgekehrt beantworten. Jeden Dienstag bin ich hier und dann ist es immer wieder Wiener Schnitzel mit Pommes-Tag, oder so. Da kann man sich auch einige Scheiben von den amerikanischen Universitäten abschneiden, mit einem ganzen Spektrum für Veganer, Vegetarier, Fleischesser – und eben immer frisch und mit großer Auswahl.
Wenn Ihr Leben verfilmt werden würde, wer würde Sie spielen?
Shirley Mac Laine. Sie ist nicht schön, ich finde sie intelligent und ausdrucksstark. In dem Moment ist das eine Überschätzung meiner eigenen Persönlichkeit. Aber Sie haben es so gewollt!
Würden Sie lieber gegen 100 Pferde in Hühnergröße kämpfen oder gegen ein Huhn in Pferdegröße?
Also erstens möchte ich weder gegen Pferde, noch gegen Hühner kämpfen. Aber falls es sein müsste, wären mir 100 Pferde in Hühnergröße lieber. Die würde ich, wie Gulliver, eins nach dem anderen einsammeln und in einen Sack geben.
Wenn Sie ein Gartengerät wären, welches würden Sie sein und warum?
Vielleicht eine Harke. Damit kann man sehr viel machen. Auf jeden Fall möchte ich keine Schere sein und kein Rasenmäher. Das wäre mir zu egalitär.
Frau Barber-Kersovan, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Leonie Habisch.