So geht es unverpackt: einfach die Gläser bei KoKo nachfüllen - (c) anonym

Der Müllflut entfliehen

Spätestens wenn man den Müll vor die Haustür stellt, fällt es einem auf: Wir produzieren Unmengen an Abfall. Im Durchschnitt produzierte jede:r Deutsche 2019 mehr als 227 kg Müll pro Jahr (UBA). Und das ist nur der Verpackungsmüll. Zusätzlich werden in Deutschland jedes Jahr rund 75 kg Lebensmittel pro Person weggeschmissen (Studie des Thünen-Instituts, 2019). Bei diesen hohen Zahlen ist klar, dass wir etwas ändern müssen. Doch wie können wir dieser Müllflut entkommen?

In den nächsten Wochen und Monaten werden wir einige Artikel rund um diese Fragestellung veröffentlichen. Schaut also immer mal wieder auf unsere Homepage, wenn Euch das Thema interessiert. Heute berichten wir über eine Studentin, die selbst versucht, möglichst wenig Verpackungsmüll zu produzieren. Sie verschafft uns einen Einblick, welche Möglichkeiten es (in Lüneburg) gibt, Müll zu vermeiden.

Müll vermeiden: so einfach geht’s

Hannah (Name geändert) hat im Herbst ein kleines Selbstexperiment gemacht und hat eine Woche lang ihren kompletten Plastikmüll gewogen. Das Ergebnis war 150g, also gerade mal das Gewicht von 1,5 Tafeln Schokolade. Normalerweis liegt der Durchschnitt bei ca. 730g (Plastikatlas 2019). Hannah befindet sich also mit ihrem Experiment deutlich unter dem Durchschnitt. Aber wie hat sie das geschafft?

Nur so wenig Plastikmüll hat Hannah nach einer Woche verbraucht - (c) anonym
Nur so wenig Plastikmüll hat Hannah nach einer Woche verbraucht – (c) anonym

Seitdem Hannah Mitglied bei der Einkaufsgemeinschaft KoKo ist und einmal die Woche eine Biokiste mit Obst und Gemüse geliefert bekommt, verbraucht sie kaum noch Verpackungsmaterial: „Ich finde richtig gut, wie wenig Müll ich dadurch produziere“, erklärt sie. Festes Shampoo und Bambuszahnbürste sind bei Hannah längst schon Standard. Zudem geht sie kaum noch in den Supermarkt, außer wenn spontan Besuch kommt und sie schnell noch etwas nachkaufen muss. „Eigentlich sind Süßigkeiten das einzige, bei dem ich noch Plastikmüll verbrauche.“ Doch auch das Problem hat sich jetzt für Hannah so gut wie gelöst. Hannah hat bei KoKo für unverpackte Leckereien in Form von vielen verschiedenen Sorten Schokolade gesorgt. Bei KoKo kann jede Studentin und jeder Student Mitglied werden, unverpackt einkaufen und wer möchte, auch selbst bei biologischen und möglichst regionalen Erzeugern Großbestellungen für die ganze Einkaufsgemeinschaft aufgeben – und so viel Verpackung sparen. In einem Raum an der Uni am Roten Feld kann dann jedes Mitglied zu jeder Zeit vorbeikommen, seine Gläser und Schüsseln mitbringen und in Ruhe einkaufen.

Unverpackt geht auch mit kleinerem Geldbeutel

Ich finde es toll, dass bei KoKo alles unverpackt ist. Außerdem kann ich einkaufen, wann immer ich möchte, das ist viel besser als bei Edeka an der Kasse zu stehen“, erzählt Hannah. Für sie ist es sehr entspannt bei KoKo einzukaufen auch wenn es sie etwas länger für den Einkauf braucht, da sie alle Lebensmittel vor Ort abwiegen und umfüllen muss. Es kostet sie also mehr Zeit. Aber kostet es sie auch mehr Geld? Im Durchschnitt sind Lebensmittel aus dem Unverpacktladen teurer als aus dem Supermarkt. Hannah schätzt aber, dass sie für KoKo nur etwa sechs Euro pro Woche ausgibt. Nur am Anfang hat sie zwölf Euro ausgegeben, um sich erst einmal grundlegend mit allem Wichtigen zu versorgen. Für das Obst und Gemüse aus der Biokiste muss Hannah aber etwas tiefer in die Tasche greifen: 13 Euro pro Woche. Doch Hannah ist das der Preis wert. Dafür spart sie an anderer Stelle Geld ein: Die Studentin nutzt die App „Too Good to Go“, die Kund:innen mit Restaurants und Geschäften verbindet, die unverkaufte Lebensmittel übrighaben. Über die App wird die Ware, die anderenfalls weggeschmissen würde, dann zu einem günstigeren Preis angeboten. Hannah nutzt die App vor allem für Brot und Brötchen. „Eigentlich kaufe ich gar kein frisches Brot mehr beim Bäcker“, erzählt sie. Meist koste eine riesige Tüte Brötchen und ein Brot dann nur noch drei Euro. Doch für Studentin geht es sogar noch günstiger, wenn auch nicht im legalen Bereich: Containern. Vor ein paar Wochen hat es Hannah das erste Mal ausprobiert und eine riesige Ladung an Brötchen aus der Mülltonne gerettet.

Brötchen und Brot aus der Tonne - (c) anonym
Brötchen und Brot aus der Tonne – (c) anonym

Was ihr selbst tun könnt

Hannah ist klar, dass nicht jede Person containern, bei KoKo Mitglied werden oder die App „Too Good To Go“ verwenden möchte. Sie hat Verständnis, wenn man doch lieber zum Supermarkt geht. Aber auch im Supermarkt könne man versuchen, möglichst Verpackungsmüll zu vermeiden. Als Beispiel nennt Hannah die Unverpackt-Abteilung beim Edeka Bergmann neben dem Salzmuseum. Hier noch ein paar weitere Tipps von Hannah:

  • eigene (schon zuvor gebrauchte) Tüten für das Obst und Gemüse mit in den Supermarkt nehmen und keine neuen mehr kaufen
  • Produkte aus Glas statt aus Plastik wählen und die Gläser anschließend wieder verwenden
  • Lebensmittel selbst machen, anstatt sie zu kaufen (z.B. Pizzateig)
  • auf nicht unbedingt notwendige, in Plastik verpackte Produkte verzichten
  • und noch ein kleiner Tipp zu Weihnachten: die Geschenke in altem Zeitungspapier einpacken

 


Titelbild: So geht es unverpackt: einfach die Gläser bei KoKo nachfüllen – (c) anonym